Q&A zur Verjüngung

Wie würdet ihr reagieren, wenn euch jemand sagen würde, ihr könntet ein Vielfaches der heutigen Lebenserwartung auf diesem Planeten verbringen – und das so fit und gesund wie ein junger Erwachsener? Wir möchten euch in diesem Artikel näherbringen, warum dieses Szenario wahrscheinlich viel näher in der Zukunft liegt, als die meisten Menschen denken. Seit knapp zwei Jahrzehnten arbeiten nämlich weltweit immer mehr Forscher daran, das menschliche Altern und den altersbedingten Tod abzuschaffen.

Zur besseren Übersicht haben wir die Fragen und Antworten in zwei Kategorien eingeteilt. Der erste Teil beschäftigt sich mit der grundsätzlichen Motivation hinter dem Ziel und der technischen Machbarkeit, der zweite mit dem ethischen, philosophischen, sozialen, gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Kontext sowie mit der Frage, inwiefern der Sieg über das Altern in Anbetracht der Folgen wirklich wünschenswert ist. In beiden Teilen haben wir versucht, auf die häufigsten Einwände und Sorgen einzugehen.

Zusätzlich findet ihr am Beginn des Artikels die wichtigsten Stichpunkte und nach dem zweiten Teil eine Untersuchung der berühmtesten Bücher und Filme zu diesem Thema, ein Fazit sowie weiterführendes Material.

Inhaltsverzeichnis:

Zentrale Punkte zum Thema Altern

Machbar:

Wünschenswert:

Zusatz: Die alterungslose Welt in Büchern und Filmen – realistisch?

Zentrale Punkte zum Thema Altern

  • Altern ist ein natürlicher Nebeneffekt der normalen Funktion des menschlichen Körpers
  • dass es „natürlich“ ist, macht es nicht gut; auch Krankheiten sind natürlich
  • Alterung ist kein einheitlicher Prozess, sondern die Anhäufung von Veränderungen in der molekularen und zellulären Struktur des Körpers
  • Altern hat keinen evolutionären Wert; es existiert, weil es nicht genug evolutionären Schaden anrichtet, um die Verbesserung unserer Selbsterhaltungsprozesse voranzutreiben
  • die Unterscheidung zwischen altersbedingten Krankheiten und „dem Altern selbst“ ist falsch – altersbedingte Krankheiten sind lediglich die Aspekte des Alterns, denen wir krankheitsähnliche Namen gegeben haben; daher ist die medizinische Kontrolle des Alterns nur präventive Medizin gegen Alterskrankheiten und keine Science-Fiction (obwohl wir das Altern derzeit noch nicht kontrollieren können)
  • wir wissen noch viel zu wenig über die Prozesse, die das Altern vorantreiben, aber wir wissen ziemlich genau, welche Veränderungen sich im Körper ansammeln, die schließlich die Entstehung und das Fortschreiten von altersbedingten Krankheiten vorantreiben, und das dürfte so ziemlich alles sein, was wir wissen müssen, um Behandlungen zu entwickeln
  • Die Unkenntnis der Öffentlichkeit über die meisten der oben genannten Punkte ist trotz der Bemühungen hochrangiger Gerontologen, die Menschen aufzuklären, spektakulär weit verbreitet. Dies verlangsamt die Entwicklung von Therapien erheblich und kostet eine große Zahl an Menschenleben. Der Widerstand gegen die Aufklärung über das Altern ist ein Erbe aus der Zeit, als eine wirklich wirksame Anti-Aging-Medizin unvorstellbar gewesen ist und wir uns irgendwie damit abfinden mussten. Je mehr wir gegen diesen Widerstand machen, desto mehr Leben können gerettet und desto mehr Leid kann gelindert werden.

Machbar:

Was bedeutet „Verjüngung“?

Falls ihr bei Begriffen wie „Anti-Aging“ und „Verjüngung“ gleich an Kosmetik und Hautpflege denkt: Damit hat unser Thema nichts zu tun. „Verjüngung“ bezeichnet hier im Gegensatz zu anderen Anti-Aging-Maßnahmen das gezielte Eingreifen in den menschlichen Körper, um den biologischen Alterungsprozess, der nicht nur die Haut, sondern alle Körperteile und Organe betrifft, nicht bloß zu verlangsamen, sondern rückgängig zu machen. Ein vielversprechender und bekannter Ansatz dafür trägt den Namen „Strategies for Engineered Negligible Senescence“1 (zu deut. „Strategien, um den Alterungsprozess mit technischen Mitteln vernachlässigbar zu machen“), kurz SENS, an dessen Umsetzung mittlerweile eine ständig wachsende Industrie arbeitet.

Der SENS-Plan basiert auf der Tatsache, dass der menschliche Körper nichts anderes als eine komplizierte Maschine mit beweglichen Teilen ist. Maschinen – hier definiert als Strukturen, die bestimmte Funktionen erfüllen – häufen als Folge ihres normalen Betriebs mit der Zeit Schäden an (also ungünstige Veränderungen in der Struktur). Dies liegt in den Gesetzen der Physik begründet und lässt sich auch im Alltag beobachten: Je länger ein Auto benutzt wird, desto mehr geht kaputt. Da sich bei Maschinen die Funktion aus der Struktur ergibt, führen Schäden, sofern sie groß genug sind, zu Problemen in der Funktion, und die Anhäufung von Schäden zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Funktion. Auch menschliche Zellen und Organe tragen aufgrund des ständigen Betriebs (bei Lebewesen Stoffwechsel genannt) Schäden davon, was sich wiederum auf die Funktionen des Organismus auswirkt. Unser Körper besitzt zwar im Gegensatz zu einem Auto viele Selbstreparaturmechanismen, die verhindern, dass er schon nach kurzer Zeit in die Brüche geht. Weil diese Mechanismen aber nicht perfekt sind, sammeln sich im Laufe der Zeit immer mehr Schäden an und überschreiten irgendwann das Maß, bis zu dem wir sie tolerieren können: Der Körper bekommt Schwierigkeiten damit, seine Funktionen aufrechtzuerhalten (siehe Alterskrankheiten wie Herzinfarkt, Parkinson und Alzheimer) und gibt schließlich seinen Geist auf.

Altern ist also eher ein mechanisches als ein biologisches Phänomen, aber wie können wir es nun kurz und knapp definieren? Oft wird behauptet, dass Altern sehr schwer zu definieren ist. Das stimmt, wenn man nach einer Definition sucht, die für alle Zwecke geeignet ist, aber wenn es um Eingriffe in den Alterungsprozess geht, ist eine insgesamt unumstrittene Definition leicht zu finden. Eine typische lautet wie folgt:

Das Altern ist eine Reihe von Nebeneffekten des Stoffwechsels, die die Struktur unseres Körpers im Laufe der Zeit auf ungünstige Weise verändern, sodass er schließlich weniger funktionsfähig wird.

Das Ziel von SENS ist es deshalb, die molekularen und zellulären Schäden des Körpers (also die angesprochenen „Nebeneffekte des Stoffwechsels“) regelmäßig zu reparieren und sie dadurch unter der oben angesprochenen Schwelle zu halten.2 Dass Wartung und Reparatur bei Maschinen funktionieren, sieht man an Autos, die bereits über 100 Jahre alt und ursprünglich dafür konstruiert worden sind, nur ungefähr 15 Jahre straßentüchtig zu sein, aber trotzdem immer noch so gut funktionieren wie zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung.3 Sie funktionieren deshalb noch, weil Menschen sie mit ausreichender Sorgfältigkeit gewartet haben. Natürlich müssen wir beim Menschen andere Schäden beheben: Während wir bei Autos unter anderem die Rohkarosserie mit Rostschutzmitteln behandeln, Ablagerungen durch Benzinzusätze entfernen und gealterte Teile durch neue ersetzen, müssen wir im Falle unseres Körpers beispielsweise mit Stammzellen und der enzymatischen Beseitigung von Abfallprodukten arbeiten (für eine konkrete Beschreibung der nötigen Therapien verweisen wir auf unsere Antwort auf die Frage „Wie soll das im Detail funktionieren?“). Das Prinzip ist aber in beiden Fällen das gleiche: Solange dem System genug Energie zugeführt wird, kann man mit der nötigen Technologie auch seine Struktur und damit Funktion erhalten.

Die Forscher, die diesen Ansatz verfolgen, wollen das Altern also nicht wie eine Infektion mit einer einzigen Behandlung heilen. Dafür wäre nämlich ein tiefgreifendes Verständnis des menschlichen Stoffwechsels notwendig, das wir heute bei Weitem nicht haben – im Gegenteil, wir kratzen, wenn überhaupt, diesbezüglich erst an der Oberfläche, denn unser Stoffwechsel ist ein ungeheuer komplexes System mit unzähligen Wechselwirkungen.2 Ziel ist es viel eher, das Altern durch regelmäßiges Rückgängigmachen zu kontrollieren.4 Dafür nutzt man den Umstand aus, dass man nicht wissen muss, wie ein Schaden entstanden ist, um ihn reparieren zu können. Ein Automechaniker, der die Windschutzscheibe auswechselt, muss nicht über die Größe und Zusammensetzung des Steins Bescheid wissen, der das Glas beschädigt hat. Genauso wenig müssen wir die Details der Chemie freier Radikale kennen, um mitochondriale Mutationen unschädlich zu machen. Für die Behandelten hingegen macht das alles abgesehen davon, dass die Behandlung regelmäßig erfolgen muss, keinen Unterschied.

Verlängert man damit nicht nur das Leiden?

Nein. Der Sinn von Verjüngungstherapien ist, die gesunde Lebensspanne des Menschen zu erweitern. Viele Menschen haben bei dem Stichwort „Altersbekämpfung“ sofort die Vorstellung, dass man damit nur die schmerzhafte und gebrechliche Phase des Lebens verlängern würde, in der sich ältere Menschen heute befinden.5 Man spricht dabei auch vom sogenannten Tithonus-Fehler6 (zu engl. tithonus error). Bei den Therapien, von denen wir sprechen, geht es aber darum, zu verhindern, dass Menschen überhaupt erst in diese Lebensphase kommen. Der Sieg über das Altern wird diese Phase nicht verlängern, sondern ihre Beseitigung mit sich bringen. Es wird also schlicht keinen Bevölkerungsanteil mehr geben, der aufgrund seines Alters schwach, krank und gebrechlich ist.

Übrigens zeigen Theorie und Datenmaterial eindeutig, dass es auch gar nicht möglich ist, den gebrechlichen Lebensabschnitt signifikant zu verlängern – und zwar deshalb nicht, weil Gebrechlichkeit riskant ist.5 Das Prinzip ist einfach: Wenn man eine von Menschenhand geschaffene Maschine, die beinahe kaputt ist, immer nur so weit repariert, dass sie gerade noch irgendwie funktioniert, wird sie früher oder später trotzdem kaputtgehen, weil sich so viele Schäden angesammelt haben, dass sie äußerst anfällig für Störungen ist. Und genau wie menschengemachte Maschinen ist unser Körper immer nur so stark wie sein schwächstes Glied.

Was ist unter „longevity escape velocity“ zu verstehen?

Einen kritischen Punkt haben wir in unserer ersten Antwort ausgelassen: Die Therapien der „ersten Generation“ für den Menschen werden nicht perfekt sein. Sie werden also manche Alterungsschäden sehr gut reparieren, andere weniger gut und wiederum andere gar nicht. Wenn wir – egal wie oft oder gründlich – einfach immer wieder dieselben Therapien anwenden, werden sich die weniger gut oder nicht reparierten Schäden weiter anhäufen. Letztlich werden wir den altersbedingten Verfall und Tod nur in einem höheren Alter erleben.

Um das Altern dauerhaft auf Distanz zu halten, genügt es also nicht, die Therapien in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Wir müssen sie in der Zwischenzeit verbessern und beim jeweils nächsten Mal die verbesserte Version anwenden. Hier kommt das Konzept der „longevity escape velocity“ (kurz: LEV, zu deut. etwa „Fluchtgeschwindigkeit der Langlebigkeit“) ins Spiel.7 Was ist damit gemeint? Der Begriff bezeichnet die notwendige Geschwindigkeit, mit der wir im Laufe der Zeit die Gründlichkeit der Reparatur verbessern müssen, um zu verhindern, dass das Gesamtniveau der Schäden im Körper weiter ansteigt – mit anderen Worten: um unser biologisches Alter, definiert als die Menge an Schäden in unserem Körper, konstant zu halten oder zu verringern. Wenn wir diese Geschwindigkeit erreichen, würden wir die verbleibende Lebenserwartung der Menschen, die die Behandlung erhalten, also schneller erhöhen, als Zeit währenddessen vergeht (beispielsweise um mehr als ein Jahr pro Jahr).8 Ein 52-Jähriger, der eine Lebenserwartung von 80 Jahren hat (also 28 verbleibende Jahre), würde demnach während seines 53. Lebensjahres mehr als ein Lebensjahr dazugewinnen – seine Lebenserwartung würde auf über 81 Jahre ansteigen, und im nächsten Jahr auf mehr als 82. Das voraussichtliche (altersbedingte) Ende ihres Lebens würde sich von Menschen also schneller wegbewegen, als sie ihm näherkommen.

Es ist zu erwarten, dass wir, wenn wir LEV erst einmal erreicht haben, (globale Katastrophen und ähnliche Szenarien ausgenommen) nie wieder unter diese Geschwindigkeit fallen werden, da mit zunehmender Gründlichkeit der Therapien die Menge an Schäden, die es zu reparieren gilt, immer weiter abnimmt (schließlich ist die Komplexität des Alterns nicht unendlich, sondern endlich). Dadurch benötigen die verbleibenden Schäden immer mehr Zeit, um ein kritisches Ausmaß zu erreichen und die notwendige Geschwindigkeit zur Verbesserung der Therapien nimmt ebenfalls ab.

Vergleich mit dem Sprung von einer Klippe: Die verbleibende Lebenserwartung eines Menschen nimmt zurzeit aufgrund des Alterns ständig ab, genau wie bei einem Fall aufgrund der Schwerkraft der Abstand zum Boden abnimmt. Wenn ihr mit einem Düsenantrieb auf dem Rücken springt, ist die Situation mit regelmäßigen „Verjüngungsschüben“ vergleichbar: Zunächst ist er inaktiv – ihr fallt also. Wenn ihr den Düsenantrieb rechtzeitig aktiviert (also nicht zu alt seid, wenn die ersten Therapien verfügbar sind – siehe 100- und 80-Jährige in der Skizze – diese werden wir mit den ersten Therapien nicht mehr retten können, weil sie schon zu viele Schäden angehäuft haben werden), gibt er euch Auftrieb, bremst den Fall ab und lässt euch schließlich immer weiter steigen.

Was bedeutet „robust mouse rejuvenation“?

Kurz zusammengefasst: Den gelungenen Versuch einer sehr genau definierten Lebensverlängerung bei Mäusen. Nach dem britischen Biogerontologen Aubrey de Grey, dem Begründer des Konzeptes, ist RMR dann erreicht, wenn:

mindestens 20 Mäuse der Art Mus musculus von einem Stamm, dessen natürliche Lebensspanne rund drei Jahre beträgt, im Alter von zwei Jahren (wenn die ersten deutlichen Anzeichen altersbedingter Sterblichkeit auftreten) durch eine einmalige Behandlung so weit verjüngt werden, dass ihre verbleibende Lebensdauer (ein Jahr) nur durch diese Behandlung verdreifacht wird, sie also anstatt drei Jahren fünf Jahre alt werden.9 Dabei sollen die Mäuse ihre zusätzliche Lebensspanne in Gesundheit verbringen.

Dieser Meilenstein wird höchstwahrscheinlich für einen Paradigmenwechsel in der öffentlichen Haltung gegenüber Verjüngungstherapien führen, da nach solch einem belastbaren Ergebnis niemand mehr glauben kann, das Umkehren des Alterns sei unmöglich. Deshalb sollte das Vorhaben ab diesem Zeitpunkt deutlich mehr Unterstützung von der Bevölkerung als bisher erhalten und staatlich gefördert werden. Für eine Prognose, wann wir RMR erreichen werden, siehe unseren Punkt „Wie nahe sind wir?“.

Werden wir dadurch unsterblich?

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wie „unsterblich“ definiert wird. Wenn damit gemeint ist, dass das Leben nicht mehr begrenzt ist, lautet die Antwort ja, denn zumindest theoretisch könnte ein alterungsloser Mensch unendlich alt werden. Wenn wir aber die gewöhnliche Definition der Unsterblichkeit – die Unfähigkeit, jemals an irgendeiner Ursache zu sterben – hernehmen, wird schnell klar, dass sie mit unserem Thema nichts zu tun hat: Altern ist zwar die mit Abstand häufigste Todesursache, aber natürlich nicht die einzige – Unfälle, Morde, Naturkatastrophen und Krankheiten, die nicht altersbedingt sind, wird es, in welchem Ausmaß auch immer, auch nach dem Sieg über das Altern geben. Nicht mehr am Altern sterben zu müssen, bedeutet logischerweise nicht, dass man gar nicht mehr sterben kann.

Wenn wir mithilfe einer Wahrscheinlichkeitsrechnung die durchschnittliche Lebenserwartung eines 25-Jährigen bestimmen, dessen Risiko, im nächsten Jahr zu sterben, immer gleich bleibt (was einigermaßen die Situation eines nicht alternden Menschen widerspiegelt), kommen wir auf ungefähr 1000 Jahre Lebenszeit. Das würde bedeuten, dass einige Menschen länger leben würden und einige Menschen kürzer. In diesem Ergebnis stecken aber zwei gewagte Annahmen: erstens, dass sich das Verhalten des 25-Jährigen auch nach mehreren hundert gelebten Jahren in keiner Weise ändern wird, und zweitens, dass wir keinerlei Fortschritte hinsichtlich aller anderen Todesursachen (wie beispielsweise Unfälle im Straßenverkehr oder Asteroidenerkennung) machen werden. Praktisch ist es daher unmöglich, eine sinnvolle Vorhersage darüber zu treffen, wie lange Menschen nach dem Sieg über das Altern leben werden.

Weshalb sollte man überhaupt versuchen, das Altern zu besiegen?

Das Altern tötet tagtäglich ungefähr 110 000 Menschen und verursacht damit mehr als zwei Drittel aller Todesfälle weltweit.10 Zur Veranschaulichung: Das sind mehr als 30 World-Trade-Center-Anschläge – pro Tag! In einem Jahr sind es rund 40 Millionen Tote, was im Umfang die Gesamtbevölkerung Kanadas übertrifft. In der industrialisierten Welt sterben rund 90% der Menschen an altersbedingten Ursachen.11 Meist und vor allem bei Krankheiten wie Krebs und Alzheimer geht dem Tod zudem ein langer Leidensweg voraus, der auch Angehörige und Betreuer betrifft. Das glückliche und zufriedene Einschlafen im Kreis der Familie existiert so nicht, altersbedingtes Sterben ist in aller Regel mit starken Schmerzen und Trauer für alle Beteiligten verbunden.

Abgesehen von dem humanitären und moralischen Aspekt ist Altern sehr teuer für die Gesellschaft: Es macht uns krank, arbeitsunfähig oder beides und verursacht damit immense Kosten im Gesundheitssystem und auf dem Arbeitsmarkt. Der durchschnittliche Bürger der industrialisierten Länder nimmt das Gesundheitswesen in seinem letzten Lebensjahr mehr in Anspruch als im gesamten Zeitraum davor, unabhängig vom Alter zum Zeitpunkt des Todes. Das sind Billionen Euro pro Jahr.12 Wenn wir das Altern besiegen, würden alte und gebrechliche Menschen wieder produktiv. Sie könnten wieder ihren Beitrag zum Wohl der Gesellschaft leisten und dabei ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung mit einbringen, anstatt nur Wohlstand zu konsumieren. Zudem müssten junge Menschen nicht mehr ihre alten Eltern, Großeltern oder anderen Verwandten pflegen.

Warum nicht besser Alterskrankheiten bekämpfen?

Wie wir im letzten Abschnitt festgestellt haben, gibt es also zahlreiche überzeugende Gründe, medizinisch einzugreifen. Doch warum sollte man es vorziehen, das Altern selbst zu bekämpfen, und sich nicht lieber für die Bekämpfung der Alterskrankheiten einsetzen, die das Altern überhaupt erst so leidensvoll machen? Der Grund dafür ist simpel: Diese Krankheiten sind lediglich die Spätstadien des Alterns, weshalb es wenig Sinn macht (und für den medizinischen Fortschritt sogar sehr hinderlich ist), bestimmte Teile des Alterns wie Alzheimer und „das Altern selbst“ voneinander getrennt zu betrachten. Die Unterscheidung zwischen diesen Aspekten hat keine biologische Grundlage, sondern ist rein begrifflicher Natur. Wir bezeichnen einzelne Aspekte des Alterns als Krankheit, andere nicht. Ein Beispiel für die als nicht krankhaft angesehenen Aspekte wäre der als Sarkopenie13 bezeichnete Muskelabbau, der mit dem Altern einhergeht und bei älteren Menschen oft zu Stürzen führt, oder auch Gebrechlichkeit.14 All diese einzelnen Teile des Alterns (beziehungsweise Krankheiten) haben aber eines gemeinsam: Jeder von uns wird sie nach derzeitigem Stand garantiert bekommen, wenn er nicht zuvor an einem anderen Teil stirbt.

Wie bereits erklärt ist Altern nichts anderes als die Anhäufung von Schäden, die sich letztendlich in den angesprochenen Krankheiten manifestiert. Wenn wir aber – wie es heute die Geriatrie versucht – die Krankheiten des Alterns erst in dem späten Lebensabschnitt bekämpfen, in dem sie schon aufgetreten sind, ist die Schlacht von vornherein verloren. Genauso wie es bei einem rostenden Auto nicht viel nützt, die Bremsen auszutauschen, verhindert auch ein blutverdünnendes Medikament zwar die Bildung von Blutgerinnseln, setzt aber nicht an der Ursache an: den Ablagerungen in den Arterien. Deswegen sammeln sich diese Ablagerungen weiter an, bis sie schließlich doch zu einem Blutgerinnsel oder anderen Problemen führen. (Wir möchten an dieser Stelle klären, dass wir natürlich auch diese Behandlungen – selbst wenn sie langfristig nicht sonderlich effektiv sind – unterstützen, da sie das Leiden gegenwärtig alter Menschen lindern.)

Die Behandlung von Krebs, Diabetes, Herzinfarkten und Schlaganfällen zu befürworten, gleichzeitig aber die Bekämpfung des Alterns abzulehnen, bedeutet also, zwar für Medizin zu sein, aber nur, solange sie nicht gut funktioniert.

Gerontologen weisen zwar heute immer wieder darauf hin, dass schon das geringste Hinauszögern des Alterns viel mehr gesundheitliche Vorteile schaffen würde als ein Durchbruch im Kampf gegen einzelne Krankheiten. Politische Entscheidungsträger verstehen diese Tatsache aber nach wie vor nicht – vermutlich deshalb, weil Altersforscher vor allem in den 1950er, 60er- und 70er-Jahren öffentlich zwischen dem Altern und altersbedingten Krankheiten unterschieden haben, um ihr Forschungsgebiet finanziell einzugrenzen. Diese Strategie hat sich als Fehler herausgestellt und zu einem grundlegenden Missverständnis über die Auswirkungen der einzelnen Ansätze geführt.9 Insbesondere der SENS-Ansatz will dieses Paradigma nämlich durchbrechen und altersbedingte Erkrankungen verhindern, indem die zugrundeliegenden Schäden rechtzeitig repariert oder auf andere Weise unschädlich gemacht werden.

Ist Altern eine Krankheit?

Ob biologisches Altern „eine Krankheit“ ist oder nicht, ist eine semantische Frage, über die wir uns nicht den Kopf zerbrechen sollten. Altern verursacht Krankheiten und ist somit ein medizinisches Problem, was seine Bekämpfung legitimiert.

Auch wenn das Altern in der modernen Medizin nach wie vor nicht als Krankheit gilt,15 hat die WHO in ihrer 11. Version der International Classification of Diseases einen „Erweiterungscode“ mit der Bezeichnung „altersbedingt“ inkludiert. Das ermöglicht es, eine Behandlung als zugelassen oder empfohlen für die Personen zu bezeichnen, die an der zu behandelnden Krankheit leiden und ein bestimmtes Mindestalter überschritten haben. Das klingt subtil, hat aber weitreichende Vorteile für die Therapieentwicklung im Bezug auf das Altern.16

Wissen wir nicht viel zu wenig über das Altern, um es überhaupt bekämpfen zu können?

Nein. Über den Alterungsprozess insgesamt wissen wir tatsächlich noch sehr wenig, aber wir wissen genug, um Therapien zu entwickeln, die die molekularen und zellulären Schäden, die zu Krankheit und Tod führen, beseitigen, reparieren oder anderweitig unschädlich machen (ungeachtet dessen, dass die Grundlagenforschung laufend neue Erkenntnisse liefert, die in die Entwicklung dieser Therapien mit einfließen).

Wie wir bereits in der ersten Antwort erklärt haben, setzt SENS an den Alterungsschäden an – nicht an den Prozessen, die diese Schäden verursachen und auch nicht an den Prozessen, die durch die Schäden ausgelöst werden. Damit umgehen wir unser Unwissen über die vielen verschiedenen Mechanismen des Alterns und ihre Beziehungen zueinander, weil wir an einem schwachen Bindeglied innerhalb der Ereigniskette ansetzen, die vom Stoffwechsel zur Pathologie führt.17

Diese Herangehensweise wird Grundlagenforschern eher fremd sein, Ingenieuren hingegen selbstverständlich erscheinen. In der Technik ist es üblich, Technologien zu entwerfen, bevor wir die Physik dahinter gelüftet haben. Ingenieure haben Elektrizität und Halbleiter bereits lange Zeit eingesetzt, bevor sie über eine konsistente Erklärung der dahinter wirkenden Kräfte verfügt haben. Auch in der Medizin lassen sich leicht Beispiele für dieses Prinzip finden: Nicht nur, dass Salicylate aus Weidenrinde seit Jahrhunderten gegen Schmerzen und Entzündungen verwendet werden, der deutsche Chemiker und Apotheker Felix Hoffmann hat es sogar geschafft, diese Wirkstoffe besser verträglich zu machen, obwohl wir den molekularen Wirkmechanismus des daraus entwickelten Arzneimittels Aspirin erst rund 70 Jahre später verstanden haben.18

Warum soll der Sieg über das Altern in absehbarer Zeit möglich sein, wenn wir noch nicht einmal einzelne Krebsarten (oder andere Krankheiten) heilen können?

Das Argument, dass ein Erfolg im Kampf gegen das Altern undenkbar ist, weil wir im Moment noch gegen so viele andere Krankheiten (Autoimmunerkrankungen, psychische Störungen, nicht altersbedingte Krebsarten, etc.) machtlos sind, beruht auf zwei fehlerhaften Annahmen.

Die erste ist, dass wir keine Chance haben, diese Krankheiten in absehbarer Zukunft zu heilen. Gerade die regenerative Medizin, die wir benötigen, um das Altern zu besiegen, beinhaltet aber noch einige weitere biomedizinische Verheißungen und wird höchstwahrscheinlich auch bei anderen Krankheiten und Behinderungen zu Durchbrüchen führen. Ein Beispiel für diese Aussichten sind pluripotente Stammzellen,19 die für die Behandlung von einigen der fürchterlichsten nicht altersbedingten Erkrankungen erforscht werden und in bisherigen Studien sehr vielversprechende Ergebnisse gezeigt haben: Typ-1-Diabetes,20 Rückenmarksverletzungen,21 Multiple Sklerose,22 ALS (Amyotrophe Lateralsklerose),23 Zerebralparese24 und mehr.

Die zweite ist, dass die Bekämpfung dieser Krankheiten notwendigerweise leichter sein muss als die Bekämpfung des Alterns. Gerade durch den Ingenieuransatz von SENS und seiner Heuristik sollte letztere allerdings, wenngleich sie auch eine Mammutaufgabe ist, einfacher sein als beispielsweise die Heilung von Autismus. Wir müssen dabei nämlich, wie bereits erwähnt, nicht in das Genom oder in Stoffwechselprozesse welcher Art auch immer eingreifen. Stattdessen können wir einfach die Schäden im Körper regelmäßig und immer gründlicher rückgängig machen.17

Wie soll das im Detail funktionieren?

Der SENS-Ansatz teilt die Schäden, die es zu beheben gilt, in sieben Kategorien ein:

  1. zu wenige Zellen (Zellverlust, die Hauptursache von Parkinson)
  2. zu viele Zellen (todesresistente Zellen – den Hauptanteil machen seneszente Zellen25 aus)
  3. mitochondriale Mutationen (also in der DNA der Mitochondrien)
  4. chromosomale Mutationen (in der im Zellkern gelagerten DNA, wobei hier erstmal nur die Mutationen relevant sind, die Krebs verursachen)
  5. intrazelluläre Aggregate (also Müll in den Zellen, z. B. Lipofuszin26)
  6. extrazelluläre Aggregate (Müll außerhalb von Zellen, etwa Beta-Amyloid,27 das eine zentrale Rolle in der Alzheimer-Erkrankung spielt, oder Transthyretin28)
  7. Proteinvernetzungen (engl. extracellular crosslinks29)

Diese sieben Kategorien sind alle, die durch eine systematische Untersuchung unserer Biologie ausfindig gemacht werden können. Es gibt jedoch noch einen weiteren Grund zur Annahme, dass diese Liste vollständig ist: Alle Kategorien sind im Zeitraum zwischen 1907 und 1982 entdeckt worden. Die Zell- und Molekularbiologie hat seit 1982 einen großen Schritt nach vorne gemacht, ist dabei aber auf keine achte Klasse gestoßen.2

Die Kategorien stellen die Schadensformen des Alterns dar. Innerhalb der Kategorien gibt es wiederum verschiedene Schäden, wobei aber die Art des Schadens die gleiche ist.

Diese Einteilung ist nützlich, weil die verschiedenen Arten von Schäden jeweils verschiedene Arten von Eingriffen erfordern, um sie zu reparieren, die Art von Eingriff aber auch für jeden Schaden innerhalb einer Schadensklasse dieselbe ist.

Um die oben genannten Proteine Beta-Amyloid und Transthyretin als Beispiel zu nehmen: Beide gehören derselben Schadensklasse an, nämlich extrazellulärem Müll. Daher haben sie auch die gleiche dazugehörige Eingriffsklasse, nämlich Endozytose30 durch Stimulation des Immunsystems – einfach gesagt eine Impfung, die dafür sorgt, dass Immunzellen den Müll verschlingen. Zwar ist auch der Eingriff selbst ein anderer; für die Beseitigung von Beta-Amyloid, das sich vor allem im Gehirn ansammelt, müssen wir einen anderen Antikörper entwickeln als für das sich im Herz anhäufende Transthyretin. Aber: Es ist in beiden Fällen ein Antikörper, und sobald wir den ersten Antikörper entwickelt haben, lässt sich der nächste viel einfacher und schneller entwickeln, weil wir auf das Know-how zurückgreifen können, das wir bei der Entwicklung des ersten erworben haben. Auch das ist ein zentrales Prinzip im Ingenieurwesen: Fähigkeiten wiederzuverwenden, die man in früheren Schritten des gleichen Projekts entwickelt hat.

Die derzeit verfolgten Ansätze zur Beseitigung der einzelnen Schadensarten sind:

ZellverlustStammzellentherapie
todesresistente ZellenSenolytika31/“Suizidgene“32
mitochondriale Mutationenallotopische Expression33 von 13 Proteinen
Mutationen im Zellkern (nur Krebs zählt)WILT-Ansatz/THIO + Immuntherapie (NaNots)
Müll in den Zellenmikrobielle Enzyme (Hydrolasen34)
Müll außerhalb der Zellen(katalytische) Antikörper/Immunstimulation
ProteinvernetzungenMoleküle, die Glykationsprodukte spalten
Anmerkung: „WILT“ ist die Abkürzung für „whole-body interdiction of lengthening of telomeres“, eine ziemlich radikale Therapie, die Krebszellen „verhungern“ lassen soll, indem sie (wie der Name sagt) die Verlängerung ihrer Telomere35 verhindert. „THIO“ ist die Abkürzung für 6-Thio-2′-Deoxyguanosin, ein vielversprechendes Medikament gegen Krebs,36 das bereits in klinischen Studien erprobt wird. Es lässt Krebszellen nicht verhungern, sondern zerstört sie selektiv durch Beschädigung ihrer Telomere.

Da eine tiefergehende Beschreibung hier den Rahmen sprengt, empfehlen wir dafür die hervorragende Einführung in SENS-bezogene Forschung auf der Homepage der SENS Research Foundation.37

Können solche fundamentalen Eingriffe nicht unvorhersehbare Folgen haben?

Auch hier profitieren wir davon, dass wir nicht in das kausale Netzwerk des Stoffwechsels eingreifen: Konventionelle Arzneimittel haben Nebenwirkungen, weil sie genau die Stoffwechselprozesse beeinflussen, die uns am Leben erhalten. Schadensreparaturtherapien beseitigen hingegen die strukturellen Schäden des gealterten Organismus und versetzen ihn in den strukturellen Zustand seiner Jugend (also in den Zustand, in dem er sich auf dem Höhepunkt der Gesundheit befindet), während der Stoffwechsel ungehindert arbeiten kann. Daher sind massive Nebenwirkungen erstmal nicht zu erwarten.

Natürlich können entsprechende Therapien trotzdem Nebenwirkungen haben, da wir teilweise sehr tief in den Körper eingreifen werden. Dabei muss jedoch immer abgewogen werden, ob die Risiken oder Nebenwirkungen einer Therapie voraussichtlich wirklich schlimmer sind als die Indikation, die behandelt wird. So kann es durchaus sein, dass es für sehr alte Menschen viel gefährlicher ist, eine noch etwas unausgereifte Verjüngungstherapie nicht zu nutzen, weil sie aufgrund ihres biologischen Alters ein hohes Risiko haben, in den nächsten Monaten zu sterben. Die ärztliche Ethik wird heute immer noch von dem „First do no harm“-Grundsatz beherrscht, der zum Eid des Hippokrates gehört und besagt, dass unsichere Behandlungen unter keinen Umständen angewendet werden sollen. Dieser Grundsatz stammt aus einer Zeit, in der wir noch über fast gar kein Wissen bezüglich unseres Körper und Krankheiten verfügt haben. Wir wissen heute immer noch wenig, aber soviel, dass Ärzte eine neue moralische Perspektive einnehmen müssen: eine, die abwägt, wie hoch die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Behandlung ist und wie wahrscheinlich sie zu Schäden führt (und wie groß der Nutzen wäre und wie groß der Schaden).

Wenn die Nachteile einer bestimmten Therapie ihren Nutzen überwiegen, wird sie natürlich nicht weiter angewendet werden – wie bei jeder anderen Form von Medizin auch.

Beispiel: Was ist mit dem Gehirn? Wird das Bewusstsein und die Persönlichkeit beeinflusst werden?

Oft hören wir die Aussage, dass das Reparieren von Schäden und Austauschen von Teilen des Körpers am Gehirn scheitern wird. Ganz allgemein besteht das Gehirn jedoch aus denselben Stoffen wie der Rest des Körpers. Daher ist zunächst einmal die Annahme logisch, dass hier auch dieselben therapeutischen Strategien funktionieren.

Viele Menschen gehen davon aus, dass das Gehirn aufgrund seiner Funktion, nach und nach Informationen (Fakten, Fähigkeiten, Vorlieben) anzusammeln, per se nicht verjüngbar ist, weil die Wiederherstellung seiner Struktur in einem früheren Alter die in der aktuellen Struktur gespeicherten Erinnerungen löschen würde. Wir müssen aber nicht diesen Aspekt seiner Struktur verändern. Genau gesagt können wir die Stärke der synaptischen Verbindungen38 völlig intakt lassen und stattdessen die Plaques39, Tangles40 sowie alle seneszenten Gliazellen41 entfernen, die verlorenen Neuronen42 ersetzen und so weiter.

Die Befürchtung, dass das Ersetzen von Gehirnzellen das Bewusstsein beziehungsweise die Identität des Behandelten verändern könnte, verdient etwas mehr Aufmerksamkeit. Während der vollständige Austausch des Gehirns in einem Schritt die Identität mit ziemlicher Sicherheit tatsächlich zerstören würde, können wir allerdings ziemlich sicher sein, dass die oben angesprochenen Zellersatztherapien keinen solchen Effekt haben werden, sofern sie langsam genug erfolgen.

Ähnliche Prozesse passieren nämlich bereits auf natürliche Weise – ohne, dass ein solcher Effekt auftritt. Das Gehirn, wie auch der Rest von uns, zerstört und regeneriert ständig Bestandteile von Zellen, vom kleinsten Molekül bis hin zu enorm komplexen Organellen43 wie den Mitochondrien.44 Das Gleiche gilt für zellübergreifende Strukturen wie synaptische Verbindungen zwischen Neuronen und sogar den Verlust von Neuronen. Prozesse dieser Art ermöglichen es uns, uns im Laufe unseres Lebens in Bezug auf unsere Einstellungen, unser Verhalten und andere Bereiche weiterzuentwickeln und sind auch die Ursache dafür, dass wir uns beispielsweise nicht mehr an Fakten erinnern können, die wir vor 20 Jahren noch problemlos abgerufen haben, aber seitdem nicht mehr wichtig für uns gewesen sind. Keine dieser Veränderungen in unserem kognitiven Zustand gibt uns den geringsten Anlass zum Zögern, wenn wir gefragt werden, ob wir dieselbe Person sind wie damals. Verlorene Neuronen zu ersetzen ist mit ziemlicher Sicherheit besser, als sie nicht zu ersetzen, denn auch durch den graduellen Verlust von Nervenzellen verändern wir uns, und zwar in Richtung Abnahme der kognitiven Leistung.

Unser Gehirn ist im Wesentlichen – so wie der Rest unseres Körpers – ein Informationsmuster im stetigen Wandel. Nur muss der Wandel langsam genug sein, sprich es dürfen nicht zu viele Teile des Musters zu schnell verändert werden. Die Kontinuität in der Struktur ist letztendlich, wie schon beim alten philosophischen Problem des „Schiff des Theseus“45 diskutiert, entscheidend für das Fortbestehen der Identität.

Auf unser medizinisches Beispiel gemünzt bedeutet das: Da ein schrittweiser Austausch des Gehirns in der Tat eine Gefahr für die Identität darstellt, der Austausch eines Moleküls oder Zellbestandteils auf einmal jedoch nicht, muss es einen Schwellenwert für die Granularität (den Zerlegungsgrad) des Austauschs geben, unterhalb dessen die Identität vollständig erhalten bleibt. Wird dieser Schwellenwert von der Zelltherapie überschritten, die derzeit für die Behandlung von Parkinson und anderen Krankheiten, die das Gehirn betreffen, verfolgt wird?46 Wohl kaum, denn in der Fachliteratur sind keinerlei Berichte darüber zu finden, dass es in den bisherigen Studien irgendwelche Probleme mit dem Erhalt der Identität gegeben hätte.

Gibt es nicht ein von der Natur gesetztes Limit, wie lange Menschen leben können?

Es gibt insofern ein Limit, als uns unsere Selbstreparaturmechanismen, von denen wir in der ersten Antwort sprechen, nur für eine begrenzte Zeitspanne funktionsfähig halten können (die maximale Lebenserwartung des Menschen). Diese Zeitspanne kommt dadurch zustande, dass sich aufgrund der genetisch bedingten Unvollkommenheit unserer Selbstreparatur spätestens am Ende dieser Zeitspanne zu viele Schäden angehäuft haben. Menschen sind also, wie ihr auch in der nächsten Antwort nachlesen könnt, nicht darauf programmiert, nach spätestens 120 Jahren zu sterben, sondern darauf programmiert, genug Selbstreparatur zu haben, um bis zu 120 Jahre leben zu können, aber eben auch nicht länger.47

Biotechnologien zur Verjüngung würden unsere Selbstreparatur ergänzen und uns so dabei helfen, unsere „biologische Garantiezeit“ zu überschreiten.
Studien, die bisherige Entwicklungen der Lebenserwartung untersuchen, sind nicht relevant, wenn es darum geht, ob dies möglich sein wird – und zwar deshalb nicht, weil diese Medizin noch nicht entwickelt ist und die untersuchten Menschengruppen sie deswegen natürlich auch nicht in Anspruch genommen haben.

Erfüllt Altern nicht einen evolutionären Sinn? Ist es nicht vorprogrammiert?

Durch die natürliche Selektion,48 also die natürliche Auslese von Lebewesen aufgrund ihrer Eigenschaften, setzt sich immer das besser an seine Umweltbedingungen angepasste Individuum einer Spezies durch, indem es seine Erbinformation öfter an Nachkommen vererbt als schlechter angepasste Lebewesen, weil diese öfter sterben, bevor sie sich fortpflanzen können. Ist Altern nun vielleicht eine nützliche Eigenschaft, die sich deshalb evolutionär durchgesetzt hat? Würde eine Abschaffung des Alterns möglicherweise Probleme für den behandelten Menschen schaffen, weil das Altern eine wichtige Funktion erfüllt?

Bis vor einigen Jahrzehnten ist in der biogerontologischen Fachwelt die Annahme im Raum gestanden, dass Altern „programmiert“ ist, also ein selektiertes Merkmal, weil die Alterung der Individuen einen bestimmten Vorteil für das Überleben der Spezies darstellt. Das würde bedeuten, dass wir Gene tragen, in denen eine Beschleunigung des (bereits aufgrund physikalischer Gesetze stattfindenden) Alterungsprozesses kodiert ist. (Gene, in denen kodiert ist, dass wir überhaupt altern, könnten sich nicht durchsetzen, weil der Alterungsprozess bereits so passiert und diese Gene einem Individuum deshalb keinen Selektionsvorteil bieten würden.)

In den letzten 60 Jahren hat sich der Konsens innerhalb der Altersforschung nun allerdings weitgehend von der Theorie des programmed aging (programmiertes Altern) zu der Theorie des non-programmed aging (nicht programmiertes Altern) verschoben.47 Letztere sagt, dass das Altern kein Programm ist, sondern – wie in unserer ersten Antwort ausgeführt – das Ergebnis von Lücken in unserer eingebauten Anti-Aging-Maschinerie. Es gibt Arten von Schäden, die der Körper im Laufe des Lebens ansammelt, weil wir keine Gene haben, die den Körper diese Schäden reparieren lassen. Wenn es solche Schäden nicht gäbe, würden wir nicht altern. Wir haben die angesprochenen Gene deshalb nicht, weil es keinen ausreichenden Selektionsdruck gegeben hat, um ein umfassendes „Selbsterhaltungsarsenal“ für unseren Körper entstehen zu lassen.49 Die Bildung eines solchen Arsenals hätte nämlich sehr viel evolutionären Aufwand erfordert – mehr genetische Signalwege, höher entwickelte Gene und so weiter, und es hat aus Sicht der Evolution keine Notwendigkeit gegeben, diesen Aufwand in Kauf zu nehmen. Altern ist also nicht das Ergebnis einer evolutionären Absicht, sondern einer evolutionären Vernachlässigung.

Dieses Konzept ist in den vergangenen Jahren aufgrund neuer Erkenntnisse öfter angezweifelt worden, aber eine detaillierte Analyse zeigt, dass die Voraussetzungen, die ein Programm zur Beschleunigung des Alterns erfüllen müsste, um in der natürlichen Selektion zu überleben, nicht gegeben sind, und NPA-Theorien daher nach wie vor die beste Erklärung für die evolutionäre Grundlage des Alterns bilden.50, 51

Das bedeutet in Alltagssprache übersetzt, dass das Altern keinen Zweck erfüllt, sondern nur vorkommt, weil sich der Aufwand für seine Beseitigung aus Sicht der Evolution nicht gelohnt hätte. Kurz gesagt: Die Gene kümmert es nicht, aber uns schon.

Besteht die Gefahr, dass wir dadurch wieder zu Babys werden?

Nein, diese Gefahr ist vollkommen ausgeschlossen. Hier ist es wichtig, den Unterschied zwischen Altern und Entwicklung zu verstehen.

Entwicklung ist ein Programm, das in unseren Genen kodiert ist, mit der Empfängnis beginnt und im Erwachsenenalter endet. Es lässt uns aus einer Eizelle zu einem erwachsenen Menschen werden und alle dafür nötigen Zwischenschritte durchlaufen. Die Selbsterhaltung unseres Körpers (also die Reparaturmechanismen in uns, die bereits Alterungsschäden reparieren) ist ebenfalls ein in unseren Genen kodiertes Programm, das mit der Empfängnis beginnt und nie endet, aufgrund des Alterns allerdings immer schlechter funktioniert. Das Altern ist, wie in der letzten Antwort erklärt, kein Programm, sondern das Ergebnis von Lücken im Selbsterhaltungsprogramm.49

Verjüngungstherapien können und sollen nur die molekularen und zellulären Schäden beseitigen, die als Nebeneffekt von normalen Stoffwechselprozessen entstehen und dem Selbsterhaltungsprogramm „entwischen“. Sie beeinflussen nicht den Entwicklungsprozess. Wenn wir biologisches Alter als die Menge an Schäden im Körper definieren, könnte also eine erwachsene Person – ausreichend gründliche Therapien vorausgesetzt – das biologische Alter eines 10-jährigen oder sogar jüngeren Menschen haben und wäre trotzdem noch genauso erwachsen wie immer.

Wer forscht an sowas?

Inzwischen gibt es zu viele Personen und Organisationen, die sich dem Kampf gegen das Altern verschrieben haben, um sie alle aufzuzählen, deshalb führen wir hier nur die wichtigsten an und erheben auch da keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Wichtige Personen im Kampf gegen das Altern sind unter anderem:

Aubrey de Grey

David Gobel

George Church

Greg Fahy

Steve Horvath

Maria Blasco

Alex Zhavoronkov

David Sinclair

Peter Diamandis

Nir Barzilai

José Luis Cordeiro

David Wood

Ray Kurzweil

Bill Faloon

Michael Fossel

Bill Andrews

Liz Parrish

Judith Campisi

Michael West

Wichtige Organisationen sind unter anderem:

LEV Foundation

Ichor Life Sciences

SENS Research Foundation

Methuselah Foundation

Unity Biotechnology

AgeX Therapeutics

Oisin Biotechnologies

Cyclarity Therapeutics (ehemals Underdog Pharmaceuticals)

Revel Pharmaceuticals

Forever Healthy Foundation

Buck Institute for Research on Aging

Turn Biotechnologies

Altos Labs

Hevolution Foundation

Harvard Medical School (Sinclair Lab)

Insilico Medicine

BioViva

Rejuvenate Bio

Intervene Immune

Calico

Sierra Sciences

Foresight Institute

European Longevity Initiative

International Longevity Alliance

Life Extension Advocacy Foundation (LEAF)

Healthspan Action Coalition

Alliance for Longevity Initiatives (A4LI)

Das erlebe ich doch sowieso nicht mehr, oder?

Es gibt ermutigende Fortschritte und daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Großteil der heute lebenden Bevölkerung von Verjüngungstherapien profitieren wird – dies gilt selbst für diejenigen, die bereits in einem relativ hohen Alter sind, siehe dazu die Antworten auf die zwei nachfolgenden Fragen.

Der Einwand, dass die Menschen schon seit Jahrtausenden vergeblich versuchen, einen Jungbrunnen oder Unsterblichkeit zu finden, ist korrekt. Gleiches galt aber für den Flug, den Zugang zum Weltraum, die Fähigkeit, gelähmte Gliedmaßen wiederherzustellen und die Freiheit von Pocken, Polio und Tuberkulose: All diese Dinge sind für Hunderttausende von Jahren unmöglich gewesen, bis die benötigte Technologie verfügbar gewesen und eingesetzt worden ist. Jetzt sind sie bereits für den größten Teil der menschlichen Bevölkerung möglich und werden auf die übrigen Menschen ausgedehnt.

Wenn wir heute nichts unternehmen, um die Verjüngungsforschung zu beschleunigen, laufen wir Gefahr, unsere letzten Tage damit zu verbringen, uns zu fragen, ob wir uns und Millionen anderer Menschen Jahre unnötigen Leides hätten ersparen können, wenn wir uns nur früher zum Handeln entschlossen hätten.

Und selbst wenn diese Behandlungen für einige von uns möglicherweise zu spät kommen: Es ist immer noch unsere moralische Pflicht, unseren Nachfahren ein Leben ohne altersbedingte Krankheiten und Leiden zu ermöglichen, und das geht nur, wenn wir uns heute an die Arbeit machen.

Wie nahe sind wir?

Laut des US-amerikanischen Erfinders und Futuristen Ray Kurzweil werden wir LEV (longevity escape velocity) in zehn bis zwölf Jahren erreichen (Stand: 2018).52

Der Bioinformatiker und theoretische Biogerontologe Aubrey de Grey prognostiziert, dass wir eine 50%-Chance haben, LEV um das Jahr 2036 zu erreichen.53 Das würde bedeuten, dass Menschen, die zu diesem Zeitpunkt gesund genug sind und fortan regelmäßig die neuesten Verjüngungstherapien in Anspruch nehmen, niemals an altersbedingten Ursachen sterben werden.

Diese Prognose stützt sich unter anderem auf de Greys Einschätzung, dass wir RMR (robust mouse rejuvenation) mit 50%-Wahrscheinlichkeit in drei bis fünf Jahren realisieren werden. De Grey zufolge basiert diese Schätzung auf der Beurteilung folgender Faktoren:

  • wie weit in der Entwicklung die einzelnen SENS-Bereichen derzeit stehen
  • wie schnell die einzelnen Teilbereiche voranschreiten
  • wie viel Forschungsgelder in Zukunft zur Verfügung stehen werden
  • wie oft wir etwas Überraschendes über das Altern herausfinden
  • wie oft wir neue Technologien entwickeln, die die erforderliche Arbeit erleichtern
  • wie schwierig es sein wird, Therapien zu kombinieren, wenn sie einzeln funktionieren
  • wie sehr wir die Menschen verjüngen müssen, um den Wissenschaftlern Zeit zu geben, sie besser zu verjüngen und den Schäden einen Schritt voraus zu sein

Unabhängig von diesen Prognosen ist Verjüngung ein rapide wachsendes Forschungsfeld, das, wie ihr unter der nächsten Frage nachlesen könnt, bereits einige Durchbrüche verzeichnet hat. Erste Komponenten einer umfassenden Anti-Aging-Therapie wie beispielsweise Senolytika werden bereits in klinischen Studien getestet.54 Andere stehen kurz davor. Das sollte uns zuversichtlich stimmen, dass uns in den kommenden paar Jahrzehnten eine Revolution der biomedizinischen Forschung – und in der Folge des menschlichen Lebens – bevorsteht.

Gibt es bereits Erfolge?

Ja. Die SENS Research Foundation, die führende Forschungseinrichtung im Bereich des SENS-Ansatzes zur Verjüngung, hat auf ihrer Homepage eine Liste mit allen Publikationen in wissenschaftlichen Fachjournalen, die entweder aus dem hauseigenen Labor oder von durch die Stiftung finanzierten Forschungsprojekten stammen.55

Dieser Wikipedia-Artikel56 ist sehr hilfreich, um die bisherige Geschichte des Forschungsfeldes nachvollziehen zu können.

Hier57 eine Roadmap, die zeigt, in welchen Stadien der Entwicklung sich die einzelnen Komponenten der angestrebten Therapien befinden.

Dieser Artikel58 fasst zudem nicht nur die wissenschaftlichen, sondern auch die organisatorischen, öffentlichen und politischen Fortschritte gut zusammen.

Wie kann ich den Fortschritt in diesem Bereich beschleunigen?

Um zur schnelleren Entwicklung von wirksamerer Verjüngungsmedizin beizutragen, müsst ihr kein Milliardär oder Wissenschaftler sein. Ihr könnt damit schon im Kleinen anfangen: ein breiteres öffentliches Bewusstsein für Verjüngungstherapien schaffen, indem ihr mit Freunden, Schul-, Studien- beziehungsweise Arbeitskollegen oder Familienmitgliedern darüber redet, Bücher zu diesem Thema an Bibliotheken, Arztpraxen oder Krankenhäuser spenden und Geldspenden an Organisationen, die sich der Bekämpfung des Alterns verschrieben haben (sind teilweise auch kostenlos möglich, zum Beispiel über AmazonSmile) – all das sind erste Schritte, die ihr unternehmen könnt, um die Forschung für ein längeres und gesünderes Leben voranzutreiben.

Außerdem könnt ihr, wenn ihr in Deutschland lebt und wahlberechtigt seid, die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung (ehemals „Partei für Gesundheitsforschung“) wählen oder selbst Mitglied in der Partei werden. Die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung ist eine Ein-Themen-Partei, die fordert, dass der Staat wesentlich mehr Geld für diese Forschung investiert, zum Beispiel in die Errichtung zusätzlicher Forschungseinrichtungen und in die Ausbildung von mehr Menschen in den relevanten Fachbereichen wie Biochemie, Molekularbiologie und Medizin.

Wenn ihr wissen möchtet, wie ihr einen möglichst großen Beitrag leisten könnt oder über die oben beschriebenen Schritte hinaus aktiv werden möchtet (beispielsweise selber in der Anti-Aging-Forschung arbeiten wollt) und geeignete Ansprechpersonen sucht, schreibt uns einfach – wir helfen euch gerne weiter:

gesundheitsspanne@gmail.com

Ihr könnt auch direkt unserer Discord-Gruppe beitreten, indem ihr auf diesen Link klickt:

https://discord.gg/krDwGkAVDH

Was kann ich heute schon machen, um langsamer zu altern?

Auch wenn es bei einigen Molekülen Hinweise darauf gibt, dass sie einzelne Alterungsprozesse verzögern oder sogar umkehren können, ist kein derzeit verfügbarer Eingriff bekannt, der die Alterung beim Menschen nachweislich verlangsamt. Zu den führenden Kandidaten unter den gegenwärtig verfügbaren Interventionen gehören Kalorienrestriktion, Rapamycin, SGLT-2-Hemmer (insbesondere bei Männern) und 17-alpha-Östradiol (wiederum bei Männern). Selbst wenn sie wirken, ist ihr Potenzial aber wesentlich geringer als das der direkten Schadensbehebungstherapien des SENS-Ansatzes, und sie lassen sich nicht in ähnlicher Weise wiederholen.

Für allgemeine Tipps, was man heute schon machen kann, um möglichst gesund und lange zu leben, verweisen wir auf die Informationen von der Forever Healthy Foundation59, 60, 61 sowie der Onlineplattform lifespan.io.62, 63

Wünschenswert:

Hat das Altern nicht auch seine guten Seiten?

Chronologisches Altern, also die Zunahme der Zeit, die man bereits auf der Welt verbracht hat, geht mit vielen anderen Prozessen einher, die wir wünschenswert finden – beispielsweise das Sammeln von Erfahrungen, Wissen, Weisheit, Fähigkeiten und Leistungen. Diese Prozesse sind aber nicht zwangsläufig mit einem anderen Prozess verbunden, den chronologisches Altern bisher mit sich bringt – dem biologischen Altern, zu dem abnehmende Gesundheit, Leid, Behinderung und Tod gehören.

Die oben genannten Vorteile des chronologischen und psychologischen oder soziologischen Alterns (andere nennen es „Entwicklung“) nehmen sogar schneller zu, wenn man jung oder im mittleren Alter ist, da man zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu sehr durch das biologische Altern eingeschränkt wird. Unbehandeltes biologisches Altern verlangsamt die Anhäufung dieser Vorteile und kehrt schließlich bei vielen Menschen den Prozess um, indem es sie ihres Wissens, ihrer Weisheit und ihren Fähigkeiten beraubt (siehe Alzheimer als ein einfaches Beispiel).

Verjüngungstherapien behandeln nur das biologische Altern und würden die genannten wünschenswerten Prozesse höchstens positiv beeinflussen, weil ein biologisch junges Gehirn viel leichter neue Informationen aufnehmen und verarbeiten kann als ein biologisch altes.

Macht nicht der Tod das Leben erst sinnvoll?

Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Endlichkeit des Lebens und seinem Sinn ist ein Denkanstoß, den vor allem Philosophen gerne und oft vorbringen. Häufig vergleichen sie dabei das Leben mit einem Musikstück oder einer Geschichte, die ihre Richtung, Aussageabsicht und damit ihren Sinn auch erst dadurch erhalte, dass sie ein Ende hat. Es müsse ja kein Happy End sein.

Unabhängig davon, ob man das Leben in diesem Zusammenhang wirklich mit einer Geschichte vergleichen kann (und diesen Vergleich zur Entscheidung in medizinischen Fragen heranziehen sollte), gibt es aber ein stichhaltiges Gegenargument: Der gesamte Vergleich basiert nämlich auf der Annahme, dass man nach Ende der Geschichte nie wieder eine andere Geschichte lesen möchte. Die Vorstellung, es müsse für jeden Menschen genau eine Geschichte sein, die durchschnittlich um die 80 Jahre dauert, und nicht beispielsweise ein fortlaufender Band mit vielen kleinen Geschichten, hat keine logische Basis. Man könnte genauso die Anschauung vertreten, dass uns das Leben erst die Möglichkeit gibt, sinnvolle Geschichten (metaphorisch gemeint) zu produzieren, und dass wir umso mehr sinnvolle Geschichten produzieren können, je länger wir leben. In anderen Worten, der Sieg über das Altern würde jedem Menschen lediglich mehr Zeit und Ressourcen zur Verfügung stellen, um einen Sinn in seinem Leben zu finden und zu erfüllen.

Was bedeutet „Pro-Aging-Trance“?

Warum verteidigen viele Menschen das Altern und den Tod so vehement und sind radikal gegen die Entwicklung von Therapien zu dessen Bekämpfung?

Ein plausibles Erklärungsmodell dafür ist die Pro-Aging-Trance64: Viele Menschen beschönigen sich demnach das Altern, um sich kognitiv damit abfinden zu können. Das ist auch nicht verwunderlich, denn schließlich ist der Gedanke an den unaufhörlichen Verfall des eigenen Körpers etwas so Belastendes, dass es aus psychologischer Sicht am sinnvollsten erscheint, sich so lange einzureden, das Altern sei gar nicht so schlimm, bis es eine realistische Chance gibt, es zu besiegen.65 Allerdings sind dadurch viele ansonsten diskussionsfreudige Menschen unwillig, sich näher und differenzierter mit diesem Sachverhalt auseinanderzusetzen, um nicht an ihr insgeheim gefürchtetes künftiges Geschehen erinnert zu werden, und dadurch meist in ihrer Meinung festgefahren, sodass sie sich argumentativ nur schwierig bis überhaupt nicht davon überzeugen lassen, dass das Altern unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten eines der größten Probleme der Menschheit ist und bekämpft werden sollte.

Die Art und Weise, wie sich Betroffene dieses Phänomens das Altern schönreden, ist dabei so auffallend irrational, dass sie an hypnotisierte Menschen erinnern lässt, deren Unterbewusstsein im Trancezustand lieber zu unlogischen Erklärungen greift, als eine feste Überzeugung aufzugeben.66 Häufig vorkommende Aussagen sind, dass es „das Altern schon immer“ gegeben habe und „es ein ganz neutraler und natürlicher Vorgang“ sei, der „von allen Menschen akzeptiert“ werden müsse und „das Leben überhaupt erst kostbar“ mache, dessen Bekämpfung „wahrscheinlich ohnehin unmöglich“ sei, weil „man bereits vor Jahrtausenden davon geträumt hat“, weshalb „es gut und richtig“ sei, dass wir alle altern und sterben. Im Zusammenhang mit der Behandlung von altersbedingten Krankheiten, für welche diese Punkte ebenfalls zutreffen, argumentieren dieselben Menschen in aller Regel jedoch völlig anders und wären sofort dafür, Krebs, Alzheimer oder Diabetes zu heilen, sofern möglich.

Dieses Verhalten wird manchmal mit dem Stockholm-Syndrom67 verglichen: Genau wie Geiseln nach einer gewissen Zeit mit ihrem Entführer sympathisieren, freunden sich auch Menschen irgendwann mit dem Gedanken an, dass sie altern und schließlich sterben.

Ein Video des bekannten YouTubers „CGP Grey“68 erklärt diesen Zusammenhang sehr anschaulich. Im Wikipedia-Artikel zur Pro-Aging-Trance64 findet ihr weitere Erklärungsansätze für dieses Phänomen.

Die angesprochene Bewältigungsstrategie wird allerdings zum Problem, sobald wir an einen Punkt kommen, ab dem das Altern nicht mehr unvermeidlich ist und wir wirksame Therapien dagegen entwickeln können. An diesem Punkt stehen wir nach übereinstimmender Meinung zahlreicher Forscher seit einigen Jahren, aber die Entwicklung dieser Therapien wird verzögert, wenn die politische und öffentliche Akzeptanz, das Interesse und die Unterstützung für diese Therapien nicht gegeben sind. Dass eine Zukunft ohne Altern in der Fiktion fast immer dystopisch porträtiert wird, ist dabei nicht unbedingt hilfreich – am Ende dieses Artikels betrachten wir ein paar berühmte Filme und Bücher dazu etwas näher.

Nur aufsehenerregende Fortschritte in der Verjüngungsmedizin (allen voran „robust mouse rejuvenation“, siehe die entsprechende Frage) sowie eine öffentlichere Kommunikation und Auseinandersetzung mit dem Thema können hier Abhilfe schaffen.

Will man nicht irgendwann einmal sterben?

Nicht wenige ältere Menschen wünschen sich, möglichst bald und schmerzlos zu sterben. In Anbetracht dieser Tatsache gehen jüngere Menschen oft davon aus, dass alle und damit auch sie irgendwann des Lebens überdrüssig werden. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich aber noch eine andere mögliche und sogar wahrscheinlichere Ursache neben schlichter „Lebensübersättigung“: Der körperliche und geistige Verfall, der mit dem Altern einhergeht. Viele ältere Menschen haben Schmerzen und können sich nicht mehr selbstständig fortbewegen. Alle wissen, dass es keine langfristige Aussicht auf Besserung gibt. Angesichts dessen ist es vielleicht nachvollziehbar, dass sehr alte Menschen in der Regel keine großen Pläne mehr schmieden und bald sterben möchten. Wenn wir das Altern erfolgreich unter medizinische Kontrolle bringen und Menschen damit jung, gesund und fit halten, könnte damit also, zumindest in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle, auch der Todeswunsch wegfallen. (Für die Sorge, eine deutliche Lebensverlängerung könnte zu massiver Langeweile führen, verweisen wir auf die entsprechende Frage weiter unten: „Führt ein so langes Leben nicht zu Langeweile?“.)

Auch alte Menschen wollen allerdings nur allzu oft noch etwas leben, sofern es ihnen halbwegs gut geht. Wie in diesem Artikel69 ausführlich begründet wird, ist „Willst du ewig leben?“ die falsche Frage. Die richtige Frage ist „Willst du in absehbarer Zeit sterben?“. Man könnte auch konkreter werden: „Willst du morgen sterben? Denkst du, dass du, wenn du 100 bist und dich bester Gesundheit erfreust, am nächsten Tag sterben wollen wirst?“. Es wird keine Wunderpille geben, die nach einmaligem Einnehmen unsterblich macht, sondern Medizin, die man in Anspruch nehmen kann, wenn man noch eine Weile gesund bleiben und leben möchte – und dann noch einmal, falls man das noch eine Weile möchte. Und nochmal. Irgendwann in der ferneren Zukunft zu sterben, fühlt sich für viele Menschen richtig an – nur leben wir nicht in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt. Deshalb sterben wir auch immer im Hier und Jetzt, und der sofortige Tod ist im Gegensatz zum Tod in der Zukunft für fast alle Menschen unwillkommen. Nicht im Fall einer Verlängerung der gesunden Lebensspanne ändert sich etwas an der für uns normalen Situation (dem Leben); im gegenteiligen Fall ändert sich etwas, denn in diesem Fall werden wir krank und hören schließlich auf zu existieren. Lebensverlängerung bedeutet also nur, dass dies nicht passiert, und sowohl unser alltägliches Verhalten (dass wir nicht bei roter Ampel über die Straße gehen) als auch der Einsatz von Technologien, die unser Leben sicherer machen (siehe zum Beispiel Fahrradhelm, Desinfektionsmittel und Filtration zur Wasseraufbereitung), zeigen, dass uns doch etwas daran liegt, diesen gegenteiligen Fall so lange wie möglich zu verhindern.

Da Verjüngungstherapien das Altern nicht stoppen, sondern nur rückgängig machen können und daher regelmäßig angewendet werden müssen, könnte zudem jeder, der nicht mehr weiterleben möchte, beim jeweils nächsten Mal auf die Behandlung verzichten. Die Person müsste allerdings, zumindest nach derzeitigem Stand, vor ihrem Tod noch einige Jahrzehnte altern. Es ist denkbar, dass man dies in Zukunft als unmenschlich ansehen und deshalb eine aktive Sterbehilfe einführen wird – mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. Wohl alle Menschen würden lieber selbst entscheiden, wann sie abtreten möchten, anstatt von einem bisher unumgänglichen Prozess zu einem bestimmten Zeitpunkt dazu gezwungen zu werden.

Ist das nicht einfach nur unnatürlich?

Viele Menschen stehen der Idee, den Alterungsprozess als solchen bekämpfen zu wollen, deshalb sehr ablehnend gegenüber, da sie der Meinung sind, der Mensch solle sich nicht zu sehr in natürliche Vorgänge einmischen. Stattdessen plädieren sie, wie schon im Punkt der „Pro-Aging-Trance“ angerissen, dafür, gar nicht erst zu versuchen, das Altern irgendwie zu behandeln, sondern es als Ausdruck des Werdens und Vergehens jedes bisher existenten Lebewesens zu verstehen und als einen von der Natur gegebenen Prozess zu akzeptieren, der zum Leben dazugehöre und Platz für neues Leben schaffe.

Davon abgesehen, dass es kein programmiertes und universelles Gesetz ist, dass Lebewesen altern (Hydra altern beispielsweise nicht und sterben nur an altersunabhängigen Ursachen70, 71) und der Tod nicht zum Leben gehört, sondern dessen Abwesenheit ist, ließe sich dasselbe auch über bereits behandelbare oder ausgerottete Krankheiten wie die Pocken sagen. Wohl kaum jemand käme auf die Idee, zu behaupten, dass die Ausrottung der Pocken nicht etwas Erstrebenswertes und Sinnvolles gewesen sei oder dass wir diese Seuche gar wieder zurückholen sollten, ebenso wäre wohl niemand dagegen, Alzheimer oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu heilen – obwohl diese genauso natürlich wie das Altern sind. Dass das Altern für die meisten und das Sterben für alle Lebewesen bisher unausweichlich ist, ist kein Argument dafür, dass man es dabei belassen sollte und bedeutet erst recht nicht, dass diese Tatsache gut ist. Im Gegenteil, diese Tatsache macht das Altern noch schlimmer und den moralischen Handlungsbedarf bezüglich der Entwicklung von Medizin dagegen noch dringender. Zu sagen, dass es in Ordnung oder gar etwas Gutes sei, dass alte Lebewesen sterben und dadurch Platz für neue schaffen, bedeutet, den Wert beziehungsweise die Existenzberechtigung von Lebewesen von der Zeit, die sie auf der Welt verbracht haben, abhängig zu machen, was aus ethischer und moralischer Sicht höchst zweifelhaft erscheint.

Führt man die Logik fort, dass man nicht in die Natur eingreifen sollte, müsste man auch sämtliche Medikamente und die meisten der heute verbreiteten und verwendeten Technologien als unnatürliche Eingriffe ablehnen. Zustände, die Leid verursachen, sollten nach gemeinhin geltenden gesellschaftlichen Maßstäben ausgebessert werden. Warum das Altern hierbei eine Ausnahme darstellen sollte, erschließt sich aus rationaler Sicht nicht.

Es liegt in der Natur des Menschen, die Grenzen seiner Umgebung mittels von ihm geschaffenen Technologien zu überwinden. Wie natürlich ist es beispielsweise, dass ihr diesen Text gerade auf einem internetfähigen digitalen Endgerät lest? Es wäre für den Menschen geradezu unnatürlich, die Natur so zu belassen, wie sie ist und sie nicht zu seinen Gunsten zu verändern. Gerade das Bestreben, die Natur zu manipulieren und unsere ursprünglich begrenzten Fähigkeiten mit Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse zu erweitern, hat uns dazu befähigt, das Feuer zu beherrschen, Häuser zu bauen, nicht mehr von Raubtieren gefressen zu werden, das Rad zu erfinden, Impfstoffe zu entwickeln, das Atom zu spalten, auf den Mond zu fliegen und aus dem primitiven Trockennasenaffen in der afrikanischen Savanne zu der fortschrittlichen Spezies zu werden, die wir heute sind.

Widerspricht das nicht religiösen Werten?

Die Linderung von Leid ist in vielen Glaubenssystemen, von der Bibel bis zum Koran, eine Pflichtausübung. Das menschliche Altern verursacht außerordentliches Leid. Demnach wäre es eine Sünde, nicht an seiner Abschaffung zu arbeiten.

Darüber hinaus ist das Recht auf Leben in nahezu jedem Moralkodex, ob religiös oder weltlich, das fundamentalste Recht überhaupt. Dabei geht es nicht um die Frage, wie lange ein Leben andauern sollte, sondern darum, dass sein Ende nicht durch Handeln oder Untätigkeit beschleunigt werden sollte. Genau diese Beschleunigung durch Untätigkeit umgehen wir bereits heute, indem wir Medikamente gegen Entzündungen verabreichen, Tumore operieren und Menschen vor Naturkatastrophen schützen, so gut es geht. Die Abschaffung des Alterns ist aus ethischer Sicht also lediglich eine Erweiterung dieser Pflichtausübung und der Unterschied zu dem, was wir schon heute machen, nicht prinzipiell, sondern nur graduell.

Manch einer würde einwenden, dass heutige Tumoroperationen Leben retten, die Abschaffung des Alterns das Leben hingegen „künstlich verlängern“ würde. Der Unterschied zwischen „Leben retten“ und „Leben verlängern“ ist allerdings wieder rein sprachlich: In beiden Fällen geben wir Menschen die Chance auf mehr Leben – und zwar durch aktives Handeln.

Gibt es nicht dringendere Probleme?

Zurzeit kosten das Altern und die damit verbundenen Krankheiten tagtäglich über 100 000 Menschenleben und verursachen unbeschreiblich viel Leid. Wir sagen nicht, dass andere Probleme nicht auch wichtig sind, nur sollte die schnelle Entwicklung wirksamer Verjüngungstherapien mit ganz oben auf unserer Prioritätenliste stehen. Schließlich gibt es nichts, was auch nur annähernd so viele Menschenleben wie das Altern kostet. Außerdem haben wir genug Ressourcen, um mehrere Probleme gleichzeitig anzugehen. Es gibt also keinen Grund, Kinder in Entwicklungsländern verhungern zu lassen, während wir uns um die Umweltverschmutzung kümmern, und es gibt auch keinen Grund, die Bekämpfung des Alterns zu scheuen, während wir erforschen, wie man Malaria medizinisch in den Griff bekommt (und umgekehrt).

Darüber hinaus würde die Beseitigung des Alterns, wie wir bereits weiter oben erläutert haben, enorme Mengen an Ressourcen freisetzen, die derzeit in die (gesundheitliche) Pflege alter Menschen fließen. Diese Ressourcen könnten freigesetzt und für „dringendere Probleme“ verwendet werden, sobald das Altern geheilt ist. Daher scheint uns die Bekämpfung des Alterns eine gute Investition zu sein – selbst wenn man diese „dringenderen Probleme“ im Auge hat.

Was ist mit Überbevölkerung?

Diese Frage verlangt eine ausführliche Antwort. Da diese hier den Rahmen sprengt, geben wir euch in den Anmerkungen ein paar Links,72 die die hier angesprochenen Punkte noch genauer erklären und Beispiele liefern.

Grundsätzlich aber lässt sich die Situation gut mit folgendem Gedankenexperiment einschätzen: Stellt euch eine Familie vor, bestehend aus den zwei Elternteilen und drei Kindern. Der Familie geht es finanziell nicht allzu gut und sie haben nur ein relativ kleines Haus. Gleichzeitig würden sie aber gerne weitere Kinder zur Welt bringen. Wie sollten sie mit der Situation umgehen: Auf weitere Kinder verzichten, bis sie sich diese wieder leisten können? Oder ihre Kinder irgendwie entsorgen, damit sie neue bekommen können?

Die überwiegende Mehrheit würde uns wohl zustimmen, dass die erste Option die einzig Vernünftige ist. Weniger Kinder oder die Notwendigkeit, eine Wahl zwischen der eigenen Verjüngung und Kindern treffen zu müssen, wäre ein wesentlich kleineres Problem als das derzeitige Problem von 100 000 Toten pro Tag und dem langsamen Verfall über die Jahrzehnte davor.

Warum es unethisch ist, lebensverlängernde Therapien zu verbieten oder gar nicht erst zu entwickeln, um eine Überbevölkerung zu vermeiden, wird hier73 ausführlich erläutert.

Durch absehbare Technologien wie erneuerbare Energien und Fleisch aus dem Labor wird sich die Tragfähigkeit der Erde wahrscheinlich deutlich erhöhen. Das Problem, das wir derzeit haben, ist nicht zu wenig Platz auf der Erde oder eine zu große Anzahl an Menschen, sondern die Ineffizienz unserer Methoden für die Gewinnung und den Umgang mit Ressourcen (zum Beispiel fossile Brennstoffe). Der Blogger Tim Urban hat in einem seiner Artikel Berechnungen angestellt, die plastisch zeigen, dass auch für eine viel größere Population als unsere noch genügend Platz vorhanden wäre.74

Wenn wir erstmal effizientere Methoden für die Ressourcennutzung haben, könnten also ohne Probleme noch viel mehr Menschen auf der Erde leben.75 Einen kurzen Faktencheck zum Thema Ressourcen und diesbezügliche Prognosen für die nahe Zukunft – einschließlich Szenarien, in denen das Altern besiegt ist – findet ihr unter der nächsten Frage.

Außerdem geht die Wachstumsrate der globalen Gesamtbevölkerung aufgrund sinkender Geburtenraten bereits seit den 1960er-Jahren kontinuierlich zurück.76 39 Länder werden Prognosen zufolge im Jahr 2050 eine kleinere Population als heute haben.77 Während die Wachstumsrate der weltweiten Bevölkerung im Jahr 2010 1,2 Prozent pro Jahr betragen hat, wird für 2050 nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent prognostiziert. Wenn wir das Thema der Altersbekämpfung mal außer Acht lassen, nähern wir uns also noch in diesem Jahrhundert einem Plateau.

Betrachten wir, nur zur Überlegung, einmal das Worst-Case-Szenario hinsichtlich einer möglichen Überbevölkerung: physikalische Unsterblichkeit, also überhaupt keine Todesfälle. (Wie unter der Frage „Werden wir dadurch unsterblich?“ erklärt, ist physikalische Unsterblichkeit nicht das Ziel der Verjüngungsmedizin, aber es geht hier um die Illustration.) Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass es in einer demografischen Katastrophe enden muss, wenn sich unsterbliche Menschen weiterhin fortpflanzen. Doch ist das wirklich so? Betrachten wir diese Situation mathematisch näher, stoßen wir auf paradoxe Ergebnisse.

Wenn die weltweit durchschnittliche Geburtenrate pro Familie auf unter zwei Kinder sinkt (derzeit liegt sie bei 2,4), ist die nachfolgende Generation immer kleiner als die vorhergehende:

Generation (N+1)/Generation N = r < 1

Auch wenn wir nun annehmen, dass niemand stirbt, ist die endgültige Größe der Population nicht unendlich, sondern nur 1/(1-r) größer als die ursprüngliche Population. Wir erreichen also auch in diesem Fall ein Plateau, das nicht überschritten wird.

Wenn Familien durchschnittlich ein Kind haben (r = 0,5 – pro Generation werden immer halb so viele Kinder geboren wie in der vorherigen Generation), verdoppelt sich die Bevölkerung letzten Endes lediglich, weil 1/(1-0,5) = 2.

Eine Population unsterblicher, sich reproduzierender Organismen kann zeitlich unbegrenzt wachsen, aber nicht unbedingt unbegrenzt groß werden, da ein asymptotisches Wachstum möglich ist. Unendliche geometrische Reihen haben die Eigenschaft, zu konvergieren, wenn der Absolutwert des Quotienten r kleiner als eins ist.

1 + r + r2 + r3 + … + rn + … = 1/(1-r)

Eine andere Möglichkeit, das zu berechnen, ist folgende Formel:

Σ(I = 0; t) N0 * (c * 0,5)i

t bezeichnet die Anzahl der untersuchten Generationen, N0 ist die Startpopulation und c ist die durchschnittliche Anzahl von Kindern für den weiblichen Teil der Bevölkerung (ungefähr die Hälfte ist weiblich, also 0,5). i wird bei jeder Addition um eins hochgezählt, bis zu t.

Das hier erläuterte Prinzip erschließt sich nicht unbedingt auf Anhieb. Daher hilft es, es sich anhand eines einfachen Diagramms zu veranschaulichen:

Wir starten mit einer Bevölkerung von acht. Wenn jedes Paar genau ein Kind bekommt, kommen in der zweiten Generation vier Menschen dazu. In der dritten addieren wir zwei, und zum Schluss noch einmal ein Kind. Schließlich landen wir bei einer Gesamtbevölkerung von 8+4+2+1 = 15 Menschen. Jede Person bis auf die letzte hat nun ein Kind bekommen und wenn jedes Paar nur ein Kind bekommen will oder darf, wächst zu diesem Zeitpunkt die Bevölkerungszahl nicht mehr weiter an. (Dieses Prinzip gilt auch dann noch, wenn die durchschnittliche Anzahl von Kindern pro Frau zwischen eins und zwei liegt.)

Die Ängste vor einer Überbevölkerung, die auf dem gesunden Menschenverstand und der Intuition beruhen, sind also in Wirklichkeit stark übertrieben. Unsterblichkeit, Freude an der Elternschaft und eine nachhaltige Bevölkerungsgröße schließen sich nicht zwingend gegenseitig aus.

Auch die anderen, realistischeren Szenarien mit lebensverlängernden Therapien, die diese Studie78 untersucht, zeigen, dass die Bevölkerung bei deutlichen Senkungen der Sterblichkeit viel langsamer anwächst als gemeinhin angenommen.

Davon abgesehen zeigt die Geschichte, dass sich Menschen später dafür entscheiden, Kinder zu bekommen, wenn sie länger leben. Ein demografischer Wandel würde sich somit sehr langsam vollziehen und uns bliebe viel Zeit, um darauf zu reagieren, nicht zuletzt, da auch die Menopause auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben würde und Frauen deshalb auch noch mit beispielsweise 200 Jahren Kinder gebären könnten.

Sollte eine Geburtenregelung eingeführt werden, dann nicht in Form einer autoritären Kontrolle, sondern beispielsweise eines Gesetzes, dem zufolge sich zwischen weiteren Kindern oder einer Fortsetzung der Behandlung entscheiden muss (Verjüngungstherapien müssen – wie weiter oben erläutert – immer wieder angewendet werden, da sie das Altern nicht stoppen, sondern nur rückgängig machen können).

Hier bringen Verteidiger der Alterung gerne das Argument vor, dass es egoistisch und unfair sei, unser Leben unbegrenzt zu verlängern und im Gegenzug deutlich weniger Kinder zu haben, weil wir dadurch ungeborenen Menschen die Chance, überhaupt erst auf die Welt zu kommen, verwehren. In unserer Gesellschaft gibt es aber die lange und, wie wir gleich sehen werden, auch vernünftige ethische Tradition, geborenen Menschen mehr Wert beizumessen als ungeborenen Menschen. Wenn wir Menschen, die noch nicht einmal gezeugt worden sind, als genauso wichtig erachten würden wie Menschen, die bereits am Leben sind, wäre das einzig ethisch Vertretbare, so viele Kinder wie möglich zu bekommen – und das die ganze Zeit. Die Anwendung von Kondomen oder Verhütung generell wäre aus dieser Perspektive also unentschuldbar und auf einer Stufe mit Mord, was uns logischerweise vollkommen absurd vorkommt. Sterben ist schlimmer als nicht gezeugt zu werden, denn Leute, auf die letzteres zutrifft, können nicht unter ihrem herannahenden Tod leiden, weil sie kein Bewusstsein haben – und andere Leute leiden ebenfalls nicht an ihrer Nichtexistenz, weil sie niemals eine Beziehung zu ihnen aufgebaut haben.

Zusammenfassend lässt sich zum Einwand „Überbevölkerung“ also festhalten: Es wird höchstwahrscheinlich nicht dazu kommen, und falls doch, gibt es deutlich bessere Wege, das Problem zu lösen, als Menschen an langsam und schmerzhaft verlaufenden Krankheiten sterben zu lassen.

Haben wir dann noch genug Ressourcen?

Diese Frage ist eng verwandt mit der letzten Frage – dem Thema Überbevölkerung. Manche befürchten, dass in einer Welt mit einer deutlichen Verlängerung des menschlichen Lebens Nahrungsmittel, Wasser, Energie und andere Ressourcen knapp werden und dadurch globale Konflikte entstehen. Deshalb haben wir uns das diesbezügliche Datenmaterial angeschaut und hier die wichtigsten Aspekte kurz zusammengefasst. Wie beim letzten Einwand geben wir euch auch bei dieser Frage aufgrund ihres Umfangs einige weiterführende Links79 in den Anmerkungen.

Mit dem Platzaspekt haben wir uns bereits in der letzten Antwort beschäftigt. Die nächste Frage ist: Werden wir nach einem Sieg über das Altern noch genug Nahrung haben?

Insgesamt lässt sich sagen, dass die globale Nahrungsmittelversorgung schneller wächst als die Bevölkerung und wir dem Bedarf in so ziemlich allen Bereichen weit voraus sind.

Zunächst einmal hat das bisher größte Bevölkerungswachstum zwischen 1960 und 1980 stattgefunden, also ungefähr vor 50 Jahren. Innerhalb von 14 Jahren ist die Weltbevölkerung von drei auf vier Milliarden gestiegen, und es hat keine besonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gegeben. Die nächsten zwei Milliarden an Bevölkerungszuwachs sind über einen Zeitraum von 13 beziehungsweise zwölf Jahren geschehen,80 aber auch hier hat es keine Hungersnot gegeben, die durch eine mangelnde Nahrungsmittelproduktion verursacht worden wäre.81 Die Hungersnöte, die stattgefunden haben, sind durch andere Faktoren ausgelöst worden. Zu nennen wären hauptsächlich Unvermögen der entsprechenden Regierungen, Kriege und Naturkatastrophen.

Heute ergreift die globale Gesellschaft Maßnahmen, um den Welthunger bis 2030 auszurotten.82 Ob dieses Ziel erreicht wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ist aber gar nicht so unwahrscheinlich, denn die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, fällt rapide. Während es 2012 noch weltweit durchschnittlich einer von acht gewesen ist, hat es 2015 im Schnitt nur noch einen von neun betroffen. Unterhalb könnt ihr die Welthungerkarte des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (englisch UN World Food Programme, kurz WFP) aus dem Jahr 2020 sehen, die den Fortschritt farbig und einprägsam illustriert:

Großflächige Studien wie der Global Burden of Disease report (GBD), in den mehrere hundert Wissenschaftler aus rund 50 Ländern involviert sind, zeigen, dass Überernährung mittlerweile ein größeres globales Gesundheitsproblem als Unterernährung ist.83 Anders gesagt: Es sterben mehr Menschen an zu viel Nahrung als an zu wenig. Dies wäre nicht möglich, wenn unsere Gesellschaft an einer mangelnden Nahrungsmittelproduktion leiden würde, weil dann das Essen für die Überernährung so vieler Menschen gar nicht vorhanden wäre, und Probleme wie Fettleibigkeit keine so große Rolle spielen könnten.

All das bedeutet, dass eine Bevölkerungsexplosion weitestgehend spurlos an uns vorübergegangen ist – dank der „Grünen Revolution“ (Fortschritten in landwirtschaftlichen Technologien wie Düngemittel und effizienter Bewässerung).

Die Befürchtung, dass es in Zukunft aufgrund von Lebensverlängerung zu einer Nahrungsmittelknappheit kommen wird, ignoriert weitere Fortschritte wie Aquaponik, Hydroponik, Aeroponik, vertikale Landwirtschaft, gentechnisch veränderte Nutzpflanzen, 3D-Druck, Algenfarmen, im Labor gezüchtetes Fleisch und viele andere Technologien, die genügend Nahrungsmittel für alle liefern können.

Der Bedarf an mehr Nahrungsmittelproduktion stellt eine hervorragende Gelegenheit für Unternehmer dar, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass der technologische Fortschritt in diesem Bereich plötzlich zum Stillstand kommt, insbesondere wenn man die Notwendigkeit schneller Veränderungen aufgrund der aktuellen Umweltprobleme berücksichtigt.

Die in den Anmerkungen angeführten Links gehen auf die oben aufgezählten Technologien und ihre Entwicklung noch genauer ein. Nun aber zur nächsten Frage: Wie sieht es mit Wasser aus?

Beim Zugang zu Trinkwasser hat es unbestreitbar erhebliche Fortschritte gegeben. Während des Zeitraums der Millenniums-Entwicklungsziele (1990-2015) ist die Nutzung von sauberem Trinkwasser weltweit schätzungsweise von 76 Prozent auf 91 Prozent angestiegen. 2,6 Milliarden Menschen haben seit 1990 Zugang zu einer sauberen Trinkwasserquelle erhalten. Das MDG-Ziel von 88 Prozent ist 2010 übertroffen worden, und 2015 haben 6,6 Milliarden Menschen eine saubere Trinkwasserquelle genutzt. Heute gibt es nur noch drei Länder (alle in Afrika südlich der Sahara und Ozeanien) mit einem Versorgungsgrad von weniger als 50 Prozent, 1990 sind es noch 23 gewesen.84

Uns geht das saubere Wasser nicht aus, es wird ständig durch Regen wiederverwertet, und wir können es auch künstlich durch Entsalzung und Rückgewinnung aus Abwässern wiederverwerten.

Ein Projekt in Israel ist ein gutes Beispiel dafür, wie kreative Ideen innerhalb von kurzen Zeiträumen bei der Überwindung von Problemen wie Wasserknappheit helfen können. Nachdem Israel in den Jahren 2004 bis 2008 mit einer Dürre konfrontiert worden ist und sich herausgestellt hat, dass die natürlichen Wasserressourcen keine Stabilität mehr gewährleisten können, hat die Regierung beschlossen, in den Bau einer Entsalzungsanlage zu investieren. Derzeit werden etwa 50 Prozent des gesamten israelischen Süßwasserbedarfs durch fünf Entsalzungsanlagen an der Mittelmeerküste gedeckt, die ausreichend Süßwasser für mehr als vier Millionen Menschen liefern.

Frischwasser, das in Israel durch Entsalzung gewonnen wird, ist außerdem billig (rund 30 Dollar pro Haushalt und Monat, ähnlich wie in den meisten US-Haushalten). Die Technologie hat sich als so effizient erwiesen, dass das israelische Entsalzungsunternehmen nun mehrere neue Anlagen in anderen Ländern baut, um ihnen zu helfen, das Problem der Wasserknappheit zu lösen. In Kalifornien wird eine neue Entsalzungsanlage etwa sieben Prozent des Trinkwasserbedarfs für die Region San Diego decken. Wenn wir mehrere tausend Entsalzungsanlagen mit dieser Kapazität bauen würden, könnte der ungedeckte Süßwasserbedarf der Weltbevölkerung vollständig gedeckt werden.

Eine andere Idee, die verfolgt wird, ist der von dem amerikanischen Erfinder Dean Kamen entwickelte „Slingshot“, eine handliche und leistungsfähige Maschine, die aus verunreinigtem Wasser durch Destillation sauberes Wasser herstellt.85

Schauen wir uns noch die Ressource Energie genauer an: Die englische Denkfabrik Carbon Tracker prognostiziert für die 2020er-Jahre einen Nachfragegipfel für alle fossilen Brennstoffe, wenn sich der gegenwärtige Trend fortsetzt.86

Unabhängig von der Frage, wann der Höhepunkt der fossilen Brennstoffe erreicht sein wird, denken wir nicht mehr daran, dass uns das Öl oder Gas ausgeht, denn es gibt genug davon. Bei der derzeitigen Produktion reichen konventionelles Öl und Gas nur noch für etwas mehr als ein halbes Jahrhundert,87, 88 aber es gibt genug Kohle für rund 130 Jahre89 und genug Schieferöl für 34 Jahre.90 Die Vorräte reichen also noch für eine viel längere Zeit, als wir sie benötigen werden.

Die Frage ist vielmehr, wann wir mit der Energiewende den Höhepunkt der Nachfrage erreichen werden. Bei der Kohle haben wir den Höhepunkt der Nachfrage bereits erreicht, und zwar im Jahr 2014. In den letzten Jahren ist die Nachfrage wieder gestiegen, aber wir haben den Spitzenwert von 2014 noch nicht wieder erreicht. Das zeigt, dass nichts Schlimmes passieren muss, wenn man den Höhepunkt der Nachfrage nach einem bestimmten fossilen Energieträger erreicht.

Es gibt tiefe Ölvorkommen, deren Förderung immer teurer wird, und gleichzeitig fallen die Kosten für erneuerbare Energien deutlich schneller als erwartet,91 sodass die Erträge immer geringer werden. Im Moment erleben wir deshalb einen raschen Übergang von fossilen Brennstoffen (insbesondere Kohle, dem Brennstoff mit den größten negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen) zu regenerativen Energieträgern.92, 93, 94

In dieser Grafik ist der fallende Trend der Stromgestehungskosten (engl. Levelized Cost of Electricity, LCOE) erneuerbarer Energien von 2010 bis 2021 gut zu erkennen:

Quelle: IRENA (2022). Renewable Power Generation Costs in 2021. International Renewable Energy Agency: Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate.

Einen potenziellen völligen Umbruch könnte Kernfusion (auch Kernschmelze genannt) bringen, die eine praktisch unerschöpfliche Energiequelle ohne das Risiko katastrophaler Unfälle und Atommüll darstellt.95 Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, wann wir diese Möglichkeit der Stromerzeugung haben werden. Wahrscheinlich werden die ersten Fusionskraftwerke erst in den 2050er-Jahren laufen. Das aussichtsreichste Forschungsprojekt ist der ITER (Abkürzung für International Thermonuclear Experimental Reactor) in Südfrankreich, ein Versuchsreaktor, in dem der Fusionsprozess demonstriert werden soll.96 Er soll ab 2025 in Betrieb gehen. Etwa 20 Jahre später dürften die ersten Reaktoren einsatzbereit sein.97

Es werden noch viele andere Arten der Kernfusion erforscht, darunter die Laserfusion. Eines der interessantesten Konzepte ist der Polywell.98

Die meisten unserer derzeitigen Energiequellen schaden Klima, Umwelt und Gesundheit, weshalb wir den Übergang zu „sauberen“ Quellen beschleunigen müssen, aber wie wir gesehen haben, stellt auch Energie prinzipiell kein Problem dar, wenn es um die Ressource an sich geht.

Ähnliches gilt für andere Ressourcen wie Helium,99 Cobalt,100 Lithium101 und Seltene Erden.102, 103

Abschließend können wir (mit Berücksichtigung der Punkte zum Thema Überbevölkerung) also wiederum festhalten: Wir haben bereits weitaus mehr Ressourcen zur Verfügung, als wir benötigen, und das wird durch die erläuterten technologischen Fortschritte in absehbarer Zukunft auch so bleiben. Ohne Zweifel haben wir zurzeit mit ernstzunehmenden Umweltproblemen zu kämpfen, aber die Lösung ist nicht, dass Menschen an Krebs und Herzinfarkt sterben müssen, sondern eine effizientere Nutzung und gerechtere Verteilung der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Wollen wir überhaupt die Zukunft miterleben, wenn alles immer schlechter wird?

Nach den meisten objektiven Maßstäben wird die Welt nicht schlechter, sondern besser. So haben wir heute beispielsweise weltweit im Schnitt eine höhere Alphabetisierungsrate,104 eine höhere Lebenserwartung,105 eine geringere Kindersterblichkeit,106 weniger Hunger,107 weniger Armut,108 mehr Artenschutz und Naturschutzgebiete,109 weniger Kinder- und Zwangsarbeit,110 mehr Freizeit,111 mehr Menschen mit Zugang zu sauberem Trinkwasser,112 mehr Demokratien,113 weniger Kriegstote114 und weniger Todesfälle durch Naturkatastrophen115 als je zuvor in der Geschichte der Menschheit.

Zusätzlich hätten Wissenschaftler, Ingenieure, Aktivisten und andere Leute infolge einer effektiven Verjüngungsmedizin viel mehr Zeit und andere Ressourcen zur Verfügung, um etwas Positives für die Menschheit zu erreichen. Im Moment hindert das biologische Altern viele kluge Köpfe daran, geniale Ideen zu entwickeln und sie erfolgreich umzusetzen, weil sie bereits nach wenigen Jahrzehnten krank werden und sterben. Natürlich werden auch neue kluge Köpfe geboren, aber die ereilt bisher dasselbe Schicksal. Mit einer deutlich oder sogar endlos erweiterten Lebensspanne könnten sie sich viel umfassender und tiefgehender bilden, Projekte angehen, die jetzt noch unvorstellbar sind und auch deren Vollendung miterleben.

So oder so sollte jeder Mensch seine eigenen Zukunftsvorstellungen haben und auch selbst entscheiden dürfen, ob er diese Medizin in Anspruch nimmt. Jemandem auf Basis negativer Erwartungen anderer ein längeres Leben vorzuenthalten, ist unmoralisch.

Sollten wir wirklich in die Evolution eingreifen?

Diese Frage hätten wir uns eher vor mehreren hundert Jahren stellen müssen. Mittlerweile haben wir bereits auf vielfältige Weise in natürliche Selektionsprozesse eingegriffen: durch die moderne Medizin, durch die Art, wie wir unser Leben organisieren, durch Schaffung neuer Mittel zur Informationsübertragung und so weiter. Außerdem kommen wir mit dem Zeitalter der Gentherapie auch in die Situation, dass Menschen ihr Genom noch zu Lebzeiten verändern können. Der ursprüngliche Weg der natürlichen Selektion, für den wir sterben müssen, scheint also endgültig obsolet zu werden.

Das bedeutet nicht, dass unsere Weiterentwicklung aufhören wird, sondern dass wir uns einfach nicht mehr nach darwinistischen Prinzipien weiterentwickeln werden. Stattdessen wird unser Fortschritt gesellschaftlich, kulturell, wissenschaftlich und technologisch geprägt sein – wie heute auch schon.

Werden wir dadurch anfälliger für Parasiten, weil wir uns aufgrund der wenigen Todesfälle und Geburten genetisch nicht mehr richtig anpassen können?

Nein, das wird nicht der Fall sein.

Der Mensch ist bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert nicht mehr in entscheidendem Ausmaß der natürlichen Selektion durch Parasiten ausgesetzt. Die Zurückdrängung von Krankheiten bei Säuglingen, Kindern und Müttern durch sanitäre Einrichtungen, Antibiotika und Impfungen hat den Prozess der natürlichen Selektion des Menschen massiv umgestaltet. Insofern wird auch die Verlängerung unseres Lebens nach unserer frühen Reproduktionsphase keinen entscheidenden Umbruch mehr darstellen.

Die Menschen vor dem 20. Jahrhundert – und seitdem Menschen in Entwicklungsländern, wenn auch in einem glücklicherweise immer geringeren Ausmaß – sind viel anfälliger für Parasiten gewesen als heutige Menschen in Industrienationen, und das, obwohl sie (zum Teil wegen der Parasiteninfektionen) viel kürzer gelebt haben. Seit Hunderttausenden von Jahren werden wir von Parasiten geplagt. Wir haben sie in der entwickelten Welt nicht durch die Evolution besiegt – die Evolution hat uns faktisch nicht von einem einzigen Parasiten befreit – sondern durch Technologie: Hygiene und Medikamente. Auf diese Weise werden wir in Zukunft weitere Fortschritte machen.

Haben wir dann nicht auch unsterbliche Diktatoren?

Der weltweite Anteil an Diktaturen nimmt schon seit mehreren Jahrzehnten stetig ab und der Anteil an Demokratien wächst kontinuierlich113 – und das ohne eine Verkürzung der Lebenszeit. Es handelt sich hier also bereits um ein zurückgehendes Problem.

Die Daseinsberechtigung einer Medizin davon abhängig zu machen, inwieweit sie auch Menschen nutzen könnte, denen wir kein langes Leben wünschen, erscheint ziemlich abwegig, wenn man Beispiele aus unserer Geschichte heranzieht: Stalin, Hitler und andere Herrscher, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, hätten vielleicht gar nicht erst die Möglichkeit dazu gehabt, wenn Pasteur nicht die Medizin gegen Infektionskrankheiten begründet und damit die Kindersterblichkeit verringert hätte, weil sie bereits vorher gestorben wären. Trotzdem fände es wohl keiner besser, wenn diese Medizin niemals entwickelt worden wäre (vorausgesetzt, man weiß Bescheid, was das bedeuten würde, nämlich dass immer noch die Hälfte aller geborenen Kinder im ersten Lebensjahr an Tuberkulose, Diphterie und ähnlichen Krankheiten sterben würde).

Weltweit gibt es überwältigend mehr „normale“ Menschen als Tyrannen und Diktatoren. Bliebe das Altern unbehandelt, würde dies zwar das Leben der letzteren Gruppe so elend lassen, wie es derzeit ist, aber es würde auch dasselbe mit dem Leben der unschuldigen und „normalen“ Menschen machen, die hier eine deutliche Mehrheit darstellen und auch die miteinschließen, die unter den Tyrannen leben.

Dieses Szenario stellt selbst für Menschen, die direkt vom Tod ihrer Unterdrücker profitieren würden, nicht gerade ein wünschenswertes Schicksal dar. Und für alle anderen ist es sogar noch viel schlimmer: Wenn ihr in einem freien, demokratischen Land lebt, hättet ihr dann wirklich kein Problem damit, an einer medizinisch vermeidbaren Ursache zu sterben, nur um den Tod einer Handvoll Tyrannen zu sichern, die gar keine direkte Bedrohung für euch darstellen? Wir würden es stark bezweifeln.

Außerdem: Selbst, wenn die Tyrannen und Diktatoren tot sind, ist damit keineswegs gewährleistet, dass die Tyrannei beziehungsweise Diktatur beendet wird. Da das Altern extrem langsam tötet, haben Tyrannen heutzutage alle Zeit der Welt, um einen Erben zu hinterlassen oder einen Nachfolger zu ernennen. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Altern kann zwar den Tyrannen töten, aber nicht die Tyrannei, und die Vermeidung des Kampfes gegen das Altern würde das unsägliche Leid, welches das Altern im Moment weltweit verursacht, sinnloserweise erhalten.

Drittens ist diese „Strategie“ zur Beseitigung von Tyrannen angesichts der hohen Kosten und des geringen Nutzens – ganz zu schweigen von der hohen Wahrscheinlichkeit des Scheiterns und dem unermesslichen Leid, das sie verursacht – noch weniger zu rechtfertigen, wenn man die Alternativen betrachtet: Wenn das Ziel darin besteht, die Unterdrückung des Volkes durch einen Diktator zu beenden, ist es effektiver, einen Angriff zu orchestrieren, um den Diktator zu verhaften oder zu töten, als zu warten, bis das Altern ihn irgendwann tötet – vor allem, wenn man wiederum bedenkt, wie langsam der Alterungsprozess verläuft.

Bei der Bewertung der Möglichkeiten, eine Diktatur zu stürzen, sollte berücksichtigt werden, wie viele andere Menschen dabei zu Schaden kommen (Kollateralschäden) und wie schnell sich die Situation zum Besseren wendet. Verjüngungstherapien nicht zu entwickeln oder weltweit zu verbieten, kostet Milliarden an Unschuldigen das Leben, während die verbleibende Lebenszeit des Diktators in Kauf genommen wird und selbst dann ist ein positives Ergebnis alles andere als sicher, weil Ersatzdiktatoren üblich sind. Fast jeder andere Plan, den man sich vorstellen kann, ist also besser.

Werden sich das nicht nur Reiche und Mächtige leisten können?

Kurze Antwort: Nein – zumindest nicht für länger als ein paar Wochen. Bevor wir die Gründe dafür erläutern, müssen wir aber gleich zwei wichtige Punkte vorausschicken:

1. Verjüngungstherapien sind medizinische Behandlungen, die altersbedingten Krankheiten vorbeugen und damit Leben retten. In diesem Sinne unterscheiden sie sich nicht von Krebstherapien oder Antibiotika, die bereits jetzt von Ärzten verschrieben und verabreicht werden. Wie bei allen anderen lebensrettenden Behandlungen ist der Preis also angesichts des Nutzens, den sie uns bringen, irrelevant, und er ist mit Sicherheit kein triftiger Grund, sie gar nicht erst zu entwickeln. Die gezielte Verhinderung der Entwicklung solcher Therapien wäre somit eine künstliche Zurückhaltung des medizinisch-technischen Fortschritts und deren Abwesenheit würde niemandem helfen. „Wenn es nicht alle haben können, sollte es keiner haben!“ ist eine Logik, die gesamtgesellschaftlich betrachtet doch recht merkwürdig erscheint, insbesondere wenn man sie auf andere Lebensbereiche anwendet: Niemand käme beispielsweise auf die Idee, Kanalisationssysteme abzuschaffen, weil nicht alle Länder und Menschen Zugang dazu haben. Das Ziel sollte sein, sie auf diese Regionen auszudehnen – und nicht, allen anderen Menschen diese lebensverbessernde Technologie wegzunehmen.

2. Die Warnung, wir müssten eine Dystopie mit einer jung bleibenden Elite und normal alternden und sterbenden Bevölkerung vermeiden, indem wir nichts gegen das Altern unternehmen, übersieht noch einen anderen Aspekt – nämlich die Möglichkeit, dass Menschen mit antisozialen Neigungen diese Therapien auf eigene Faust entwickeln würden. In diesem Fall hätten sie eine viel größere Kontrolle über die Verfügbarkeit der Therapien, als wenn andere sie zuerst entwickeln. Die beste Verteidigung gegen Gefahren dieser Art ist daher, verantwortungsvollen Wissenschaftlern so schnell wie möglich die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um den medizinischen Kampf gegen das Altern zu führen, und sich aktiv gegen negative Folgen zu wappnen. Es ist daher naheliegend, dass es eher unverantwortlich ist, diesen Vorgang zu hindern – und nicht, ihn zu beschleunigen.

Die Technikgeschichte lehrt uns, dass neue Technologien zwar in der Regel zunächst sehr teuer sind, letztendlich aber erschwinglich und weit verbreitet werden. So hat es beispielsweise nur 15 Jahre, bis die Kosten für die vollständige Genomsequenzierung von 100 Millionen Dollar auf 300 Dollar gesunken sind und die personalisierte Medizin weltweit Realität geworden ist.116 Im Bereich der Medizin gibt es mehrere andere Beispiele für den gleichen Trend sinkender Kosten und Preise. Das Medikament Metformin, das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt wird (und wahrscheinlich auch den Alterungsprozess bei gesunden Menschen verlangsamt, was derzeit Gegenstand von Untersuchungen ist), ist anfangs teuer gewesen, aber schließlich ist sein Preis auf wenige Dollar gesunken. Er ist von 1,24 Dollar pro Tablette im Jahr 2002 auf 31 Cent im Jahr 2013 gefallen.117

Ein klassisches Beispiel für sinkende Preise außerhalb der Medizin sind Computer und Elektronik. Zu Beginn des Computerzeitalters sind Computer riesige Maschinen mit sehr begrenzten Möglichkeiten gewesen,118 und nur wenige Einrichtungen in der Welt haben es sich leisten können, bestenfalls ein paar von ihnen zu besitzen. Mit der Verbesserung der Technologie ist die Herstellung von Computern (und von Elektronik im Allgemeinen) jedoch kontinuierlich optimiert worden, sodass wir heute alle mit winzigen Computern – Smartphones – in unseren Taschen herumlaufen, die tausende Male kleiner, Millionen Male günstiger und Milliarden Male leistungsfähiger sind als die Computer, mit denen die NASA die ersten Menschen auf den Mond geschickt hat.119

Der Markt für Verjüngungstechnologien wäre einer der größten in der Geschichte, und einige Investoren, wie der milliardenschwere Investmentexperte Jim Mellon, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Amazon-Gründer Jeff Bezos, sind bereits darauf aufmerksam geworden. Jeder einzelne Mensch auf der Welt altert und ist somit ein potenzieller Kunde. Natürlich würden die Menschen, die über Reichtum und damit über größere Mittel verfügen, die Spitzentechnologie höchstwahrscheinlich zuerst erhalten (wie wir im Laufe der Geschichte immer wieder gesehen haben), vor allen anderen. Das ist schon immer so gewesen, und es ist schon immer so gewesen, dass sich diese Technologie und der Zugang dazu kurz darauf verbreitet haben.

Dass politische Entscheidungsträger den Zugang zu Verjüngungstherapien einschränken, ist aus mehreren Gründen höchst unwahrscheinlich. Menschen werden dafür stimmen, die Therapien zu bekommen, und deshalb diejenige Partei wählen, die sich dafür einsetzt, dass sie für jedermann erhältlich werden.

Noch viel wichtiger: Es wäre für jedes Land, selbst für ein so steuerscheues wie die USA, wirtschaftlicher Selbstmord, die Therapien nicht allen Bürgern zur Verfügung zu stellen. Selbst wenn die Welt so bliebe, wie sie jetzt ist, wären viele Länder in der Zukunft in einer sehr schlechten Verfassung, da die Verschuldung im Verhältnis zum BIP bereits zu hoch ist und in weiten Teilen der industrialisierten Welt ansteigt – und die Welt wird nicht so bleiben, wie sie jetzt ist. Ihr ahnt es – wir sprechen von der Überalterung.

Demografisch gesehen altert die Welt ziemlich schnell, insbesondere, aber nicht nur, in den Ländern mit hohem Einkommen und in China – und „demografisches Altern“ heißt in einem Kontext, in dem chronologisches Altern biologisches Altern bedeutet. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass beide Seiten der Finanzen zunehmend negativ von der Alterung betroffen sein werden. Einerseits bedeutet eine steigende Zahl und ein steigender Bevölkerungsanteil biologisch alter Menschen eine steigende Zahl von Menschen, die ein hohes Maß an medizinischer Versorgung benötigen, vor allem wegen Alzheimer und anderen Altersdemenzen. Zur Situation in den USA, die sich dank höherer Einwanderungsraten und einer weitgehend durch Einwanderer bedingten Fertilität in einer besseren demografischen Verfassung befinden als die EU, Japan und China, siehe diese zwei Grafiken zu Medicare,120 der öffentlichen und bundestaatlichen Krankenversicherung der USA für Bürger über 65:

Im gleichen Zeitraum bedeutet die demografische Alterung immer weiter steigende Kosten für die staatlichen Renten, wenn auch weniger extrem, da zwar eine größere Zahl alter Menschen Anspruch auf Renten hat, die Kosten für die Rente einer einzelnen Person aber mit 65, 85 oder 100 Jahren gleich sind, während der Verbrauch des medizinischen Budgets im gleichen Zeitraum mit dem Alter weiter ansteigt.

Und was die Einkommensseite betrifft: Ein immer größerer Anteil der Bevölkerung, der biologisch altert, bedeutet natürlich, dass immer weniger Arbeitnehmer in der Lage sind, das Vermögen und die Steuereinnahmen zu erwirtschaften, mit denen diese steigenden Kosten und die anderen Kosten des Staates bewältigt werden können. Dies lässt sich am „Altersabhängigkeitsquotienten“ ablesen, der bis vor kurzem rückläufig gewesen ist, nachdem der demografische Aufschwung der Babyboomer im Westen abgeklungen gewesen ist und China seine Bevölkerung durch seine aggressive staatliche Politik unter Kontrolle gebracht hat (Kinder tragen ebenso wie die Über-65-Jährigen nicht selbst zum Wohlstand des Landes bei, sondern müssen über Erwachsene im erwerbsfähigen Alter versorgt werden), jetzt aber weltweit wieder ansteigt und dies in der nächsten Zeit zunehmend tun wird.121, 122, 123, 124, 125

Wenn wir die Menschen davor bewahren können, den Weg der altersbedingten Krankheiten und Behinderungen einzuschlagen, handelt es sich also um einen gigantischen Nettogewinn. Ein Land, das von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch macht, wird in Zukunft nicht mehr genug Reichtum erwirtschaften können, um seine Ausgaben zu finanzieren und für andere Länder als guter Kreditnehmer zu gelten, und früher oder später bankrott gehen.

Entsprechend ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass die Inanspruchnahme von Verjüngungstherapien für alle Einwohner eines Landes unabhängig von ihrer Zahlungsfähigkeit möglich sein wird, als dass Regierungen diese allen außer einer bestimmten Gruppe vorenthalten werden. Der relevante Präzedenzfall ist nicht die heutige Spitzenmedizin, denn diese ist immer noch wenig wirksam und hält die Menschen nicht über einen relevanten Zeitraum gesund. Der einzig wahre Präzedenzfall ist die Grundbildung, die eine nationale Investition in die Zukunft ist, so wie es die präventive Geriatrie sein wird. Und was ist sie? Kostenlos.

Länger zu leben wäre also kein Luxusgut, sondern, wie Bill Gates sagen würde, ein globales öffentliches Gut.

Was passiert mit der Rente? Werden wir dann nicht unser Leben lang arbeiten müssen?

Ist es denn wünschenswert, viel länger in Gesundheit zu leben, wenn man dafür sein gesamtes Leben lang arbeiten muss? Hier gibt es zwei wesentliche Gegenargumente.

Mit dem Sieg über das Altern fiele die Rechtfertigung für Altersrenten zweifellos weg. Diese lautet nämlich seit Bundeskanzler von Bismarcks „Gesetz, betreffend die Alters- und Invaliditätsversicherung“ von 1889, dass die Renten eine Maßnahme gegen die nachlassende Arbeitsfähigkeit aufgrund altersbedingter Beeinträchtigungen sind – sowohl zur Steigerung der Produktivität als auch aus sozialen Gründen.

Schon heute arbeiten Menschen aufgrund der höheren Lebenserwartung und besseren Gesundheit über das traditionelle Renteneintrittsalter hinaus. Umgekehrt wissen wir, dass ein großer Teil der derzeit alten Bevölkerung, die zum traditionellen Zeitpunkt in Rente geht, sehr unglücklich darüber ist. Im Schnitt scheint ihre körperliche und geistige Gesundheit dadurch sogar beeinträchtigt und ihre Lebenserwartung verkürzt zu werden. Zu diesem Ergebnis kommen einige Langzeitstudien.126, 127, 128

Der Verzicht auf die Rente könnte zur Bedingung für den Anspruch auf Verjüngungstherapien gemacht werden, denn wir können sicher sein, dass die meisten Menschen, wenn sie vor die Wahl gestellt werden, sich dafür entscheiden werden, die vielen Krankheiten und Gebrechen des Alterns zu vermeiden und länger zu leben, um zu sehen, wie ihre Enkelkinder ihren Abschluss machen sowie eigene Kinder haben – und im Gegenzug dafür auch weiter arbeiten werden, um ihr längeres, gesünderes Leben zu finanzieren.

Auch ohne eine traditionelle staatlich finanzierte Rente sorgt die Verbindung der stark verlängerten Gesamtlebenserwartung mit dem „Wunder“ des Zinseszinses dafür, dass jeder – ob Arzt, Anwalt oder Fast-Food-Burger-Flipper – im Laufe der Zeit genügend Ersparnisse ansammelt, um in regelmäßigen Abständen einen „Mini-Ruhestand“ einzulegen, sich zu erfrischen und die Prioritäten in seinem Leben zu überdenken.

Im Moment müssen die Menschen hart arbeiten, bis ihr Körper nachlässt und sie gezwungen sind, in Rente zu gehen, und sie haben nicht den Luxus, zu Bildungsphasen zurückzukehren – aufgrund von bestehenden Verpfändungen, Kindern und der drohenden Gefahr, dass ihre Gesundheit und ihr Einkommen jederzeit durch das Altern gestohlen werden könnte. Menschen, die durch Verjüngungstherapien von dem mit Abstand größten Killer der modernen Welt befreit sind, werden stattdessen die Zeit haben, sich auf eine solide finanzielle Basis zu stellen und dann regelmäßig den Beruf zu wechseln, ohne eine drohende Deadline über dem Kopf zu haben.

Die Menschen wären somit frei, um:

(a) eine selbst gewählte Karriere bei unbegrenzt anhaltender Gesundheit mit den Fähigkeiten und dem Wissen einer lebenslangen Erfahrung zu verfolgen, anstatt sich all dieser wertvollen Dinge durch die biologische Alterung beraubt zu sehen;

(b) in ihren Arbeitspausen genug Kraft zu haben, um im Winter Schi fahren und im Sommer bergsteigen zu können;

(c) die Sicherheit von abbezahlten Häusern und Ersparnissen zu nutzen, um eine neue Ausbildung zu absolvieren und anschließend eine neue Karriere zu verfolgen, weil man endlich seine wahre Berufung entdeckt hat; oder höchstwahrscheinlich

(d) von einer der oben genannten Optionen zur nächsten zu wechseln, und zwar auf unbestimmte Zeit, ein Leben in der Freizeit oder als engagierter Bürger und Arbeiter zu führen, wobei man den Weg einschlagen kann, der einen erfüllt und bei dem man als produktives und beitragendes Mitglied der Gesellschaft für Jahrzehnte – und Jahrhunderte – erhalten bleibt.

Das ist die erste Antwort auf die obenstehende Frage. Die zweite und wichtigere Antwort lautet: Die Alternative – durch unsere Untätigkeit jeden Tag mehr als 100 000 Menschen dazu zu verdammen, an den Folgen der biologischen Alterung zugrunde zu gehen, ist offen gesagt moralisch verwerflich und persönlich schrecklich, womit angesichts dessen sogar eine Zukunft mit unbestimmter Niedriglohnarbeit nur ein Ablenkungsmanöver wäre.

Ergänzend zu diesen Aspekten ist anzumerken, dass die Automatisierung insbesondere bei niedrigqualifizierten Berufen immer mehr an Fahrt aufnimmt. Diese Oxford-Studie129 kommt beispielsweise zu dem Schluss, dass 47% aller Jobs in Großbritannien gefährdet sind, innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte automatisiert zu werden. In anderen Staaten wie Deutschland ist die Lage nicht viel anders.130 Es zeichnet sich also bereits ab, dass wir in Zukunft deutlich weniger arbeiten werden. Eine Idee, unter diesen Umständen (und auch sonst) für die Bevölkerung finanzielle Sicherheit zu gewährleisten, ist die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Modelle für die Finanzierung des BGE gibt es einige, zum Beispiel die Besteuerung von Finanzgeschäften, Kapital- und Grundstückswerten, CO2 oder sogar Robotern, diese fallen aber nicht in den Fokus dieses Artikels.

Welche Auswirkungen wird die Verjüngung auf familiäre Beziehungen haben?

Gäbe es nicht viel mehr Generationenkonflikte, wenn sich irgendwann so viele Generationen parallel gegenüberstehen? Es ist wohl eher zu erwarten, dass bei einer Verjüngung das genaue Gegenteil davon eintreten wird, da es dann sehr viel weniger Unterschiede zwischen chronologisch unterschiedlich alten Menschen gibt.

Insbesondere ältere Familienmitglieder wären deutlich emanzipierter und müssten nicht mehr von ihren Nachfahren gepflegt oder finanziell unterstützt werden, da sie nun für sich selbst sorgen und weiterhin arbeiten gehen könnten. Außerdem könnten Familienmitglieder verschiedener Generationen viel mehr gemeinsam unternehmen, da sie nicht mehr körperlich und geistig eingeschränkt wären. Könntet ihr euch beispielsweise vorstellen, mit eurem 90-jährigen Urgroßvater auf demselben oder gar einem höheren Niveau wie mit eurem gleichaltrigen Bruder ein komplexes Computerspiel zu spielen, um die Wette zu rennen oder auf eine Party zu gehen? All das wäre in einer alterungslosen Gesellschaft denkbar.

Es lässt sich also festhalten, dass es keiner molekularen und zellulären Schäden bedarf, um ein schönes Familienleben führen oder Beziehungen eingehen zu können, sondern diese für solche Absichten eher kontraproduktiv sind.

Ist es eine gute Idee, das Leben von Schwerverbrechern so drastisch zu verlängern?

Angenommen, wir wären bereits alle alterungslos. Die wenigsten Menschen, die den Rechtsstaat gutheißen, würden es als gerechtfertigt ansehen, das Altern zu erfinden und kriminelle Menschen dadurch zu jahrzehntelangem Verfall in einer Zelle und einem langsamen, schmerzhaften Tod zu verurteilen. Das könnte ohne Weiteres als Folter bezeichnet werden und ist etwa damit vergleichbar, Kriminellen kein sauberes Trinkwasser und kein parasitenfreies Essen zur Verfügung zu stellen.

Die Gesundheitsvorsorge wird von Amnesty International als Menschenrecht angesehen. Verjüngungstherapien sind eine Form der Gesundheitsvorsorge. Insofern wird die Bereitstellung von Verjüngungstherapien auch für kriminelle Menschen in Zukunft eine Grundvoraussetzung sein, um unsere Verpflichtungen aus den Menschenrechtsabkommen erfüllen zu können.

Werden wir dann nicht in ständiger Angst vor Unfällen leben und alle Risiken meiden? Werden wir nicht auf vieles verzichten müssen?

Es kann durchaus sein, dass wir in einer alterungslosen Gesellschaft in vielen Lebensbereichen achtsamer handeln und uns besser um unsere Umwelt kümmern werden, um auch in ferner Zukunft noch eine lebenswerte Welt bewohnen zu können. Diese Entwicklung könnte mittelfristig dazu führen, dass die Politik Gesetze verabschieden wird, die ein verantwortungsvolleres Verhalten gegenüber unserer Mitwelt vorschreiben beziehungsweise ein unverantwortliches strenger bestrafen. Im Moment fürchten viele Menschen die Folgen ihres klimaschädlichen Verhaltens nicht, weil sie denken, dass sie diese ohnehin nicht mehr miterleben werden. Das würde sich mit dem Sieg über das Altern ändern.

Dass wir allerdings in einer Gesellschaft landen werden, in der wir uns aus Angst jeden Tag vor allen möglichen Risiken regelrecht isolieren oder alles, was in irgendeiner Art und Weise gefährlich sein könnte, verboten ist, ist sehr unwahrscheinlich.

Erstens könnten Menschen, sobald umfassende Schadensreparaturtherapien zur Verfügung stehen, die den Körper vollständig regenerieren können, sogar ohne Probleme einen sehr viel ungesünderen Lebensstil als in einer alternden Gesellschaft pflegen, da sie im Hinblick auf ihre Gesundheit nicht mehr so viel zu bedenken hätten. Der Irrtum, wir müssten für die gesunde Lebensverlängerung auf alle potenziell gesundheitsschädlichen Dinge oder Aktivitäten verzichten, hat sogar einen eigenen Namen – „Crème-Brûlée-Fehler“ (engl. crème brûlée error).131 Wenn Maschinen ausreichend gründlich gewartet und repariert werden, macht es nichts aus, wenn sie sich dazwischen stärker abnutzen – die Reparatur muss nur vermehrt erfolgen. Menschen könnten sich also nach dem Sieg über das Altern oft ungesund ernähren, sie müssten die Therapien dann lediglich früher und häufiger in Anspruch nehmen als andere. Zweitens gibt es bei Tätigkeiten, die ein Risiko für die körperliche Unversehrtheit des Tätigen beinhalten, immer zwei Möglichkeiten: a) die Tätigkeit nicht auszuführen und b) sie durch Technologie weniger risikoreich zu machen. Letzteres sehen wir unter anderem an der gegenwärtigen Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Alterungslosigkeit wird also eher dazu führen, dass solche Entwicklungen schneller passieren, und nicht dazu, dass niemand mehr das Haus verlässt, nur um keinen Unfall zu erleiden.

Was passiert mit Wandel und Innovationen? Führt eine Welt mit so alten Menschen nicht dazu, dass sich unsere Gesellschaft nicht mehr weiterentwickelt?

Ihr kennt wahrscheinlich das Zitat von Steve Jobs, dass der Tod die beste Erfindung des Lebens sei, weil er das Alte beseitigt und Platz für das Neue schafft.

Dementsprechend befürchten viele Menschen, dass eine Abschaffung des Alterns zu einem gesellschaftlichen Stillstand führen würde, vor allem deshalb, weil alte Menschen tatsächlich unverhältnismäßig oft in ihrer Meinung festgefahren zu sein scheinen und lieber das Vertraute und Gewohnte beibehalten wollen. Wäre also eine Welt ohne Altern – insbesondere, wenn in ihr nur sehr wenige Kinder geboren werden – nicht eine Welt mit überwiegend konservativ eingestellten Menschen, eine Welt ohne frischen Wind?

Ein wesentlicher Grund, warum viele Menschen sich im Alter immer weniger an modernen gesellschaftlichen Aktivitäten und Diskussionen beteiligen und Neuem deshalb oft skeptisch gegenüberstehen, ist zweifellos, dass sie aufgrund ihres körperlichen und geistigen Zustandes kaum die Möglichkeit dazu haben. Wie viele Über-70-Jährige haben beispielsweise ein einigermaßen aktuelles Bild von Computer- und Netzwerktechnik, den damit einhergehenden Fragen rund um die Privatsphäre und Freiheiten von Nutzern im Internet und können auf Basis dieses Wissens differenziert über die Sinnhaftigkeit neuer Gesetzesvorschläge zu diesem Thema urteilen? Sie haben als junge Menschen nicht gelernt, mit diesen Geräten umzugehen, weil es sie noch nicht gegeben hat. Der Alterungsprozess macht es ihnen nun ungleich schwerer: Ihre Feinmotorik ist beeinträchtigt, ihre kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt, ihr Energielevel ist deutlich niedriger.

Bei chronologisch alten, aber biologisch jungen Menschen wären diese Gründe jedoch allesamt obsolet. Es gäbe keine universelle Hürde mehr, die sie daran hindert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sie wären dazu genauso in der Lage, wie chronologisch junge Menschen es heute sind – vermutlich sogar noch besser, da wir die Schäden im Körper und damit auch im Gehirn mit der Zeit immer besser reparieren und so ein niedrigeres Level als das von heutigen Teenagern erreichen werden.

Auch revolutionäre Ideen kommen deswegen meist von jungen Menschen, weil diese frische und sehr flexible Gehirne besitzen. Das Problem der alten Hirne werden wir – wie bereits diskutiert – im Zuge dieser Revolution lösen.

Eine kulturelle und wissenschaftliche Stagnation würde also höchstens dann stattfinden, wenn Menschen zwar länger leben, dabei aber weiterhin altern würden. Eine Gesellschaft ohne Altern, um die es hier geht, würde einem solchen Stillstand sogar vorbeugen. Neben dem flexibleren Gehirn hätte man nämlich viel mehr Zeit für lebenslanges Lernen und könnte sich in allen möglichen Bereichen weiterbilden oder verschiedene Lebensentwürfe ausprobieren.

Außerdem muss, wie unter der letzten Frage beschrieben, immer auch ein gewisses Augenmaß bewahrt werden: Selbst wenn es dadurch etwas Stagnation gäbe – rechtfertigt das, jeden bis ins nahezu Unermessliche leiden und dann sterben zu lassen? Wohl kaum.

Führt ein so langes Leben nicht zu Langeweile?

Eine weitere häufig genannte Sorge ist, dass ein Leben ohne Grenze letztendlich nur noch langweilig wäre, da es irgendwann nichts mehr zu erleben gäbe, was einen noch überraschen oder erfreuen könnte. Auch hier greift wieder das Argument mit dem Augenmaß: Selbst wenn einigen Menschen langweilig werden sollte, rechtfertigt das in keinem Fall, pro Tag über 100 000 Menschen zu einem unnötig frühen und miserablen Tod zu verdammen. Trotzdem finden wir es wichtig, vorauszuplanen und mögliche Folgen zu diskutieren. Deshalb werden wir auch auf diese Befürchtung eingehen.

Bevor wir uns der Frage im Detail widmen, sollten wir zunächst einmal klären, was Langeweile überhaupt ist und wie sie entsteht: Langeweile dient einem evolutionären Zweck. Gelangweilt zu sein bedeutet, dass die Bedürfnisse eines Menschen nach Reizen nicht erfüllt werden. Neue Erfahrungen werden nicht erkundet, weil es aus irgendeinem Grund schwierig ist, sich auf eine neue Aktivität einzulassen. Alleine aufgrund der Zeit, die ein Individuum in einer bestimmten Umgebung verbracht hat, entsteht also noch keine Langeweile.

Haben wir aussagekräftige, wissenschaftliche Hinweise darauf, dass die Länge des Lebens einen objektiven Einfluss auf das vermehrte Auftreten oder das intensivere Verspüren von Langeweile haben könnte? In der Glücksforschung beziehungsweise positiven Psychologie gibt es das Konzept der „hedonistischen Tretmühle“,132 welches im Kern besagt, dass unser Grundniveau des Glücks immer gleich bleibt, trotz wahrgenommener positiver Veränderungen. Wenn etwas „Gutes“ geschieht, kehren wir schließlich zu diesem Grundniveau des Glücks zurück und suchen nach der nächsten „guten“ Sache. Ein Beispiel dafür sind Spiele: Wir glauben, dass wir glücklicher sind, wenn wir ein bestimmtes Spiel spielen, aber nach einer Zeit interessiert es uns nicht mehr und wir suchen uns ein neues Vergnügen. Das Gleiche dürfte für die Langeweile beziehungsweise ihr Gegenteil (Interesse) gelten: Wir werden immer nach dem nächsten Kick suchen, aber unser Grundniveau der Langeweile wird sich nie ändern, und wir werden uns nie mehr langweilen, nur weil wir länger leben.

Doch was, wenn sich neue Erfahrungen in so einer langen Zeit letztendlich nur wiederholen? Wenn ihr einmal ernsthaft darüber nachdenkt – und nicht nur aus dem Bauch heraus – werdet ihr bald feststellen, dass es einfach zu viel zu machen, zu viele verschiedene Dinge zu denken, zu fühlen und zu erreichen gibt, als dass Langeweile jemals eine größere Rolle in eurem Leben spielen könnte als heute. Intuition und Bauchgefühl sind nicht immer hilfreich, und Langeweile als Folge eines längeren Lebens ist ein Bereich, in dem sie uns im Stich lassen. Wenn wir uns den rasanten Vormarsch der Technologie innerhalb des letzten Jahrhunderts anschauen, stellen wir schnell fest, dass es nicht nur laufend Neues zu erleben gibt, sondern auch der Fortschritt selber zunimmt, der es uns ermöglicht, neue Erfahrungen zu machen. Vom ersten Motorflug bis zum Düsentriebwerk vergingen vierzig Jahre, was in den 1950er-Jahren zu einem Boom im Tourismus führte und vielen Menschen den Zugang zu aufregenden neuen Orten ermöglichte. Diese Menschen hätten ihre Heimatstädte vorher kaum verlassen, und nun konnten sie dank des Fortschritts und der Technologie die gesamte Welt bereisen und so weit entfernte Orte erkunden und Dinge erleben, von denen sie nie zu träumen gewagt hätten.

Computer haben eine Welt der Unterhaltung auf Abruf eröffnet, von Videospielen über gestreamte Filme und Fernsehen bis hin zu sozialen Medien und mehr. Dank des Internets steht uns heute das gesamte Wissen der Menschheit zur Verfügung, und wir können uns über eine Vielzahl von Themen informieren und nahezu unbegrenzte Unterhaltung genießen. Die Arten der Unterhaltung, die über den Computer verfügbar sind, nehmen ebenfalls zu, wobei die virtuelle Realität und die erweiterte Realität immer ausgefeilter werden und eine weitere Palette von Erfahrungen bieten. Selbst innerhalb eines einzigen Mediums wie Filmen, Büchern, Musik oder Computerspielen gibt es mittlerweile in nur einem einzigen Genre so viele Werke, dass es schlicht unmöglich ist, diese in der heutigen Lebensspanne zu konsumieren. Und die Geschwindigkeit, in der neue veröffentlicht werden, ist so hoch, dass sich nach Konsumieren aller Werke bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein so großer Rückstau anhäuft, der es unmöglich macht, jemals alle zu konsumieren.

Wenn man dazu noch zukünftige Möglichkeiten in Betracht zieht, wird schnell klar, dass mit der befürchteten Leere des Lebens auch in fernen Zeiten nicht zu rechnen ist: Allein, was den menschlichen Körper betrifft, gibt es noch unheimlich viel zu erforschen, von unserem und anderen Planeten, dem Sonnensystem und fremden Planetensystemen, unserer Galaxie oder gar dem Universum ganz zu schweigen. Künstlerischen Werken, egal ob es sich um Literatur, Musik, Malerei oder eine andere Form handelt, sind prinzipiell keine Grenzen gesetzt. Die bereits angesprochene virtuelle Realität verbessert sich stetig und wird bereits in Bildung, Forschung, Medizin und Therapie auf verschiedenste Weise angewendet. Diese in Verbindung mit realistisch wirkenden Simulationen vergangener Zeitalter sowie die Kolonisation von anderen Planeten und Teilen des Universums können unser Leben zusätzlich bereichern. Möglicherweise wird man eines Tages menschliche Erinnerungen mittels Brain-Computer-Interfaces auf ein Speichermedium übertragen und diese anschließend aus dem eigenen Gehirn gezielt löschen oder gar verändern können, denn auch wenn sich die diesbezügliche Forschung noch in einem sehr frühen Stadium befindet – in Ratten- und Mäusegehirnen haben Wissenschaftler bereits genau das geschafft.133, 134 Kurz gesagt: Es wird letztendlich nicht nur eine Verlängerung, sondern auch eine deutliche Erweiterung des menschlichen Lebens geben.

Marvin Minsky, einer der Pioniere im Bereich der künstlichen Intelligenz, hat diesbezüglich gesagt: „I have hundreds of years of work to do right now, and I’m sure that, if I got the chance to do that, I’d have thousands of years of work to do after that.“ („Ich habe Hunderte von Jahren Arbeit vor mir, und ich bin sicher, dass ich, wenn ich die Chance dazu hätte, danach Tausende von Jahren Arbeit vor mir hätte.“) Auch wenn es schwerfällt, sich in der Gegenwart vorzustellen, wie man diese Tausende von Jahren füllen sollte, dürfte das auf die allermeisten Menschen zutreffen, und niemandem sollten so schnell die Ideen ausgehen, was er mit seinem Leben anfangen kann.

Sollte dieser Fall – aus welchen Gründen auch immer – dennoch eintreten, muss sich jeder selber fragen, welche Option er bevorzugt: Mit 80 an Alzheimer sterben oder mit 150 gelangweilt sein? Unabhängig von der Antwort hat aber niemand das Recht, diese Wahl für andere Menschen zu treffen, und damit auch nicht das Recht, anderen Menschen Verjüngungstherapien zu verwehren.

Schätzen wir das Leben nicht gerade deshalb, weil es vergänglich ist?

Befürworter des Alterns sagen, es brauche immer einen Gegensatz wie Trauer zu Freude, Misserfolg zu Erfolg, Regen zu Sonne oder Nacht zu Tag, um eine bestimmte Sache wertvoll zu machen. Deshalb liege der Wert des Lebens in seiner Vergänglichkeit. Jedoch: Das Leben gibt uns erst die Möglichkeit, diese Gegensätze wahrzunehmen. Ohne das Leben sind diese Gegensätze – wie alles andere – für uns bedeutungslos. Da wir, wenn wir nicht mehr am Leben sind, unseren Zustand nicht bemerken (und wir zumindest bisher dann auch nicht wieder lebendig werden), liegt hier auch kein solcher Gegensatz vor. Um das Leben aufgrund des Gegensatzes Tod wertschätzen zu können, müssten wir den Tod und das Leben abwechselnd erleben (wie zum Beispiel Schlechtwetter und Sonne), was aber aus den genannten Gründen nicht möglich ist.

Das akzeptiert sogar noch die Annahme, dass wirklich erst der Gegensatz eine Sache wertvoll macht, und wir würden mit dieser Annahme sehr vorsichtig sein. Aus unserer Sicht wird beispielsweise Freude nicht dadurch wertvoll, dass es Trauer gibt, sondern sie ist bereits an sich wertvoll.

Um die Frage zu beantworten, sollten wir uns fragen, was der Grund dafür ist, dass wir unser Leben heute wertschätzen. Warum schätzt ihr eure Lieblingsspeise, ein bestimmtes Buch, Sonnenschein, Freundschaften, Liebesbeziehungen – oder was es auch immer in eurem Fall ist? Unsere starke Vermutung ist: weil euch diese Dinge gefallen.

Wir schätzen das Leben und seine Freuden nicht, weil wir wissen, dass es nach gegenwärtigem Stand in spätestens ein paar Jahrzehnten vorbei sein wird und wir deshalb irgendwann nicht mehr Eis essen, schwimmen gehen oder mit geliebten Menschen zusammen sein können, sondern weil wir gerne leben und bestimmte Dinge oder Tätigkeiten mögen.

Wir würden sogar so weit gehen zu sagen, dass das bevorstehende Ende der eigenen Existenz dem Leben den Wert nimmt. Würdet ihr euch die Mühe machen, euer Haus zu putzen und zu dekorieren, wenn es in ein paar Tagen abgerissen wird? Würdet ihr euch die Mühe machen, eine Freundschaft zu vertiefen und Monate damit zu verbringen, den anderen besser zu verstehen, wenn ihr mit Sicherheit wüsstet, dass man euch im nächsten Jahr als Freund abservieren würde? Wir überlassen euch die Antwort.

Wenn wir wissen, dass unsere Zeit nicht mehr begrenzt ist – haben wir dann noch die Motivation, überhaupt irgendwas zu machen?

Ein drastisch verlängertes Leben, in dem man für alles potenziell unbegrenzt viel Zeit hat: Führt das nicht dazu, dass Menschen früher oder später ihre Motivation verlieren, überhaupt irgendetwas zu tun, da sie schließlich alles immer wieder in die Zukunft aufschieben können? Würden wir ohne den Druck unserer Sterblichkeit nicht alle nur noch prokrastinieren und einen Tag nach dem anderen absitzen?

Die Gegenfrage hierzu ist der in der letzten Antwort ähnlich: Ist der einzige Grund, warum Menschen heute etwas tun, sich anstrengen oder sich für etwas Mühe geben, der, dass ihr Leben nach heutigem Stand zeitlich begrenzt ist? Oder handeln sie nicht vielleicht aus Interesse, Leidenschaft, Selbstverständlichkeit, Pflicht, Notwendigkeit oder Großzügigkeit heraus? Seid ihr zu einem Date gegangen oder in euren Job eingestiegen, weil ihr mit Sorge realisiert habt, dass euch nur noch ein paar Jahrzehnte Lebenszeit bleiben?

Ein Kleinkind hat noch kein realistisches Todeskonzept entwickelt und ist sich somit der Endlichkeit seines Lebens noch nicht bewusst.135 Dennoch sitzt es, wie Eltern bestätigen können, den Tag in der Regel nicht teilnahmslos ab, sondern erkundet seine Umgebung mit Begeisterung.

Genauso wie ein Kleinkind würde auch ein faszinierter Wissenschaftler oder ein passionierter Künstler nichts mehr lieben, als potenziell unbegrenzte Zeit zu haben, sich dem Studium dessen widmen zu können, was ihn so sehr begeistert. Er sollte keine weitere Motivation dafür benötigen, und schon gar nicht den Gedanken daran, dass er irgendwann sterben wird.

Wenn überhaupt, könnte man den Tod als Demotivator betrachten – als Anlass, mit allen Anstrengungen und Bemühungen aufzuhören und sich noch ein paar Jahre lang daran zu erfreuen, was man sich zuvor erarbeitet hat, bevor der Tod allem ein Ende setzt. Das Altern verstärkt diesen Effekt noch – es ruft uns ins Bewusstsein, dass wir (wenn wir nicht vorher an etwas anderem sterben) zwar eines Tages – vor dem Tod – noch am Leben, aber nicht mehr in der Lage sein werden, mit unseren Enkelkindern zu spielen, zu reisen oder ein neues Hobby zu beginnen, weil unser Körper degeneriert sein wird.

Selbstverständlich wird es, wie heute, auch in Zukunft Dinge geben, die schlicht und einfach erledigt werden müssen, obwohl niemand Lust darauf hat. Genauso aber werden die extrinsischen Anreize dafür bleiben, die es heute gibt – wie etwa Fristen, eine drohende Kündigung, eigene Bedürfnisse, Geld und dutzende andere. Die bislang feste Begrenzung des menschlichen Lebens durch das Altern ist jedenfalls, wie aus den genannten Beispielen klar werden sollte, sicherlich kein Grund dafür, dass Menschen heute unangenehme Aufgaben hinter sich bringen.

Was passiert mit Erinnerungen? Hat unser Gehirn nicht irgendwann keinen Platz mehr?

Zwei Gegenfragen zur Verdeutlichung.

Erstens: Kennt ihr noch so viele Telefonnummern wie vor 20 Jahren? Höchstwahrscheinlich nicht, und das liegt nicht daran, dass ihr 20 Jahre älter seid, sondern daran, dass ihr bessere externe Hilfsmittel habt als früher. Dieser Trend wird sich nur fortsetzen.

Zweitens: Wisst ihr noch die Namen der meisten Kinder, mit denen ihr mal zur Schule gegangen seid? Wenn ihr schon älter seid, lautet die Antwort mit hoher Wahrscheinlichkeit Nein. Im mittleren Alter vergessen wir Dinge bereits so schnell, wie wir neue Dinge lernen – und da das Abrufen einer Erinnerung diese automatisch verstärkt, sind die Dinge, die wir vergessen, diejenigen, die wir vor langer Zeit abgespeichert und seitdem nicht mehr abgerufen haben, die also für uns in dieser Zeit nicht mehr relevant gewesen sind. Da sich unser Erinnerungsvermögen bereits im Gleichgewicht befindet, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass dies in einer längeren oder unbegrenzten Lebensspanne anders sein wird.

Kann unsere Psyche ein so viel längeres Leben überhaupt verkraften?

Warum sollte sie das nicht können? Kommen wir mit 20 Jahren psychisch schlechter zurecht als mit 10? 30 als 20? 65 als 35? 100 als 50? Wenn überhaupt, dann verbessert sich die psychische Gesundheit der Menschen nach dem heutigen mittleren Alter, weil der emotionale Wirbelwind der Pubertät vorbei ist und viele der Anstrengungen der Kindererziehung und des beruflichen Aufbaus entweder der Vergangenheit angehören oder sich zumindest auf einer sichereren Grundlage abspielen. Und das, obwohl unser Körper und unsere kognitiven Fähigkeiten durch das Altern zunehmend beeinträchtigt werden, was eine Menge Schmerz und Leid verursacht, die durch Verjüngungstherapien beseitigt würde.

Würde sich dann nicht noch viel mehr Kapital bei einzelnen Personen sammeln?

Immer wieder mal hört man die Aussage, dass es nur deshalb noch keine Billionäre gibt, weil die menschliche Lebensspanne bislang nicht ausgereicht hat, um so viel Vermögen anzuhäufen. Würde der Sieg über das Altern nun genau dieses Szenario herbeiführen – eine Gesellschaft mit ein paar extrem reichen Menschen, die Entscheidungsträger bestechen oder anderweitig auf die Allgemeinheit Einfluss nehmen?

Bezüglich Erbschaft wäre die Situation nicht anders als heute. Auch in der alterungslosen Zukunft wird jeder sein Geld, Unternehmen, sonstige Einkommensquellen und Know-how an seine Nachkommen weitervererben können.

Es ist schlicht und ergreifend Aufgabe der Politik, die richtigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass wir nicht in einer Welt leben, in der Superreiche zu viel Einfluss bekommen. Beispiele hierfür wären Gesetze wie eine Vermögenssteuer oder sogar eine Vermögensobergrenze. Diese werden bereits sehr intensiv diskutiert, auch aufgrund der Covid-19-Pandemie, die noch mehr Aufmerksamkeit auf die gesellschaftliche Schere zwischen Arm und Reich gelenkt hat. Daher gibt es keinen Grund zur Annahme, dass wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen werden.

Die alterungslose Welt in Büchern und Filmen – realistisch?

Die Welt ohne Altern wird in der Fiktion – egal, ob es sich um Bücher, Filme, Spiele oder ein anderes Medium handelt – überwiegend dystopisch dargestellt. Es gibt nicht allzu viele Werke, die sich überhaupt mit dem Thema beschäftigen, aber die wenigen, die dazu gehören, werden aufgebaut, indem sie ohne jegliche Rechtfertigung und auch ohne den Versuch einer Diskussion (so kommen sie damit durch, dass sie es nicht rechtfertigen) andeuten, dass die Überwindung des Alterns ganz offensichtlich ein neues Problem mit sich bringen wird, das wir nicht lösen können, ohne noch mehr Schaden anzurichten. Das ist keine große Überraschung: Bücher und Filme sollen sich verkaufen. Gerade Science-Fiction muss dafür in den meisten Fällen Spannung erzeugen. Das funktioniert am besten, indem gleich zu Beginn ein Konflikt präsentiert wird, der sich im Laufe der Geschichte weiter zuspitzt – unabhängig davon, wie plausibel der Konflikt in der realen Welt ist. Für so einen Konflikt wären zwar nicht unbedingt dystopische Verhältnisse als Folge der Alterungslosigkeit notwendig, aber der Roman oder insbesondere der Film ist noch erfolgreicher, wenn er die Vorurteile des Publikums bestätigt – in diesem Fall die Auffassung, dass der Sieg über das Altern etwas Schlechtes wäre. Das Problem dabei ist, dass die Darstellung eines Themas in der Fiktion einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Einstellung in der Bevölkerung hat. In diesem Fall ist sie ein Faktor, der die Pro-Aging-Trance noch verstärkt und so die Entwicklung von Therapien zur Umkehrung des Alterns erschwert. Deshalb haben wir beschlossen, ein paar populäre Beispiele genauer unter die Lupe zu nehmen.

Buch: „Alle Menschen sind sterblich“

Handlung: Der Roman „Alle Menschen sind sterblich“ von Simone de Beauvoir handelt von einem Italiener namens Raymond Fosca, der durch einen magischen Trank, den er von einem Bettler erhält, unsterblich wird. Dadurch erlebt er mehrere Jahrhunderte europäischer Geschichte mit, beobachtet dabei aber, dass sich niedere Motive wie Machthunger letztendlich immer wiederholen und alle Bemühungen, das Leben der Menschen nachhaltig zu verbessern, zum Scheitern verurteilt sind.

Kein Ziel und keine Tätigkeit kann ihn dauerhaft erfüllen, sodass er immer mehr Angst vor seiner zwangsläufigen Unendlichkeit bekommt und dem Leben schließlich nur noch mit Gleichgültigkeit begegnet. Die Geschichte endet mit Alpträumen Foscas, in denen er und die Maus, an der er vor dem Trinken den Unsterblichkeitstrank ausprobiert hat, als letzte lebende Wesen die Erde bevölkern.

Widerlegung: Hier sind die entscheidenden Unterschiede zur Abschaffung des Alterns besonders offensichtlich: Alterungslosigkeit würde selbstverständlich nicht diese Art von Unsterblichkeit bedeuten. Menschen würden freiwillig auf eine Weiterführung der Behandlung verzichten können und zumindest für einige Zeit auch noch unfreiwillig sterben – an Ursachen, die nicht altersbedingt sind. Außerdem ist davon auszugehen, dass sich die Mehrheit der Menschen für eine Verlängerung ihrer gesunden Lebensspanne und gegen Krankheit und Tod entscheiden und sich unsere Gesellschaft an die neue Situation anpassen wird (siehe zum Beispiel unsere Antwort zum Thema Arbeit). Das Szenario, dass man einem nahestehende Menschen immer wieder altern und sterben sieht und keinen Halt mehr findet, hat also keinerlei Bezug zur Realität und dient in der Geschichte nur als Mittel zum Zweck.

Film: „Begierde“ (Originaltitel „The Hunger“)

Handlung: Zentrum dieses britischen Horrorfilms aus dem Jahr 1983 ist ein Vampirpaar mit dem Namen Blaylock. Beide Vampire müssen regelmäßig menschliches Blut trinken, um ihr ewiges Leben nicht zu verlieren. Der männliche Vampir, John, beginnt eines Tages überraschend zu altern. Sowohl er als auch seine Frau Miriam suchen Rat bei Gerontologen, die ihm aber nicht helfen können. Stattdessen altert und vergreist er immer schneller. Da er aber nicht sterben kann, wird er von Miriam neben ihren früheren Partnern, die nach einigen Jahrhunderten in ihrer Anwesenheit ebenfalls zu altern begonnen haben, in einem Sarg auf dem Dachboden gelagert. Miriam verführt wenig später die Gerontologin Sarah und lässt sie von ihrem Blut kosten, was diese ebenfalls unsterblich macht. Sarah bekommt Hunger nach Menschenblut. Nachdem sie deshalb ihren eigenen Liebhaber umgebracht hat, geht sie zu Miriam und schneidet sich die Halsschlagader auf, worauf sie diese ebenfalls auf den Dachboden bringen will. Als sie das versucht, springen ihre Gefährten aus ihren Särgen und greifen sie an. Miriam stürzt die Treppe herunter und beginnt ebenfalls rapide zu altern, während ihre untoten Gefährten zu Staub zerfallen.

Widerlegung: Abgesehen von den teils skurrilen Horrorelementen ist die grundsätzliche Prämisse, wenn auf ihre reale Plausibilität geprüft, auf eine Mischung aus dem Tithonus-Fehler und der Idee der vollständigen Unsterblichkeit zurückzuführen, die, wie erläutert, etwas völlig anderes als Alterungslosigkeit ist.

Film: „In Time – Deine Zeit läuft ab“ (Originaltitel „In Time“)

Handlung: In diesem berühmten US-amerikanischen Science-Fiction-Thriller aus dem Jahr 2011 existiert ein neues globales Wirtschaftssystem, in dem Lebenszeit als Währung dient. Diese kann wie Geld verdient, ausgegeben, verschenkt und gestohlen werden. Eine bestimmte Genmanipulation sorgt dafür, dass Menschen ab ihrem 25. Geburtstag nicht mehr altern. Um eine Überbevölkerung zu vermeiden, bleibt den Menschen genau ein zusätzliches Jahr Lebenszeit. Die verbleibende Zeit wird dabei durch eine auf dem Unterarm implantierte Uhr als Countdown angezeigt. Ist die Zeit abgelaufen, stirbt der Träger auf der Stelle. Die Bevölkerung besteht aus einigen Superreichen, die so gut wie ewig leben, und der Masse der Armen, die früh sterben. Der Planet ist in unterschiedliche „Zeitzonen“ aufgeteilt, in der die verschiedenen sozialen Schichten leben.

Der einfache Arbeiter Will Salas bekommt von einem Superreichen dessen gesamte Zeit übertragen. Der Chef der korrupten Polizeibehörde sieht diese Transaktion aber nicht gern, denn Will beginnt, seine Zeit großzügig an die Bedürftigen zu verschenken, wodurch das komplette Wirtschaftssystem der Zukunft in Gefahr gebracht wird. Ein erbitterter Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Widerlegung: Siehe vor allem unsere Antwort zur Frage „Werden sich das nicht nur Reiche und Mächtige leisten können?“ – hier eine direktere Widerlegung.

Das vorgestellte Szenario ist sowohl technologisch als auch gesellschaftlich unplausibel. Die medizinische Bezwingung des Alterns wird, wie in der Kategorie „Machbar“ erläutert, nicht in Form einer einzigen, dauerhaften „Heilung“ des Alterns erfolgen, wie wir sie für viele Infektionskrankheiten haben, und schon gar nicht durch einen einfachen gentechnischen Ein/Aus-Schalter: So funktioniert das Altern nicht, und so kann es auch nicht medizinisch gesteuert werden. Möglicherweise lässt sich der Alterungsprozess durch eine Reihe von Medikamenten, die den Stoffwechsel beeinflussen, etwas verlangsamen, aber nicht rückgängig machen und auf keinen Fall lässt sich damit ein bestimmtes biologisches Alter beibehalten.

Die Alterung wird durch die Anhäufung von molekularen und zellulären Schäden an unseren Organen und Geweben verursacht, die durch gezielte Eingriffe einzeln repariert, entfernt, ersetzt oder unschädlich gemacht werden müssen. Nach diesen Eingriffen werden sich die Schäden, wie wir weiter oben erklärt haben, allerdings bald wieder anhäufen. Daher werden sich die Menschen während ihres gesamten Lebens in regelmäßigen Abständen immer wieder all diesen Therapien unterziehen müssen.

Weil der SENS-Ansatz wie ein Mosaik ist und aus vielen einzelnen Behandlungen besteht, die zusammengefügt werden müssen, werden individuelle Interessen zu unseren Gunsten wirken und jeden Versuch verhindern, die erste Generation von SENS-Therapien oder ihre Verfeinerung zu monopolisieren. Der Grund ist, dass jedes Unternehmen sein eigenes Produkt fördern und dazu noch die Renditen von jedem mehrerer solcher Produkte maximieren muss. Das untergräbt jeden Anreiz für irgendeinen der Beteiligten, die Freigabe eines bestimmten Produktes zurückzuhalten (falls sie, rein hypothetisch, ein kollektives Interesse daran haben sollten, mehr Menschen krank zu lassen, um mehr Patienten behandeln zu können).

Jedes Industrieland der Erde – selbst die Vereinigten Staaten in ihrer eigenen Art und Weise – finanziert die Gesundheitsversorgung in erheblichem Umfang: Die meisten Regierungen in den Industrieländern finanzieren das gesamte Gesundheitssystem, und selbst in den USA betreiben sie Medicare,120 die öffentliche Krankenversicherung für fast alle über 65-Jährigen, und Medicaid136 stellt es den Armen kostenlos zur Verfügung.

Und das mit einer unausgereiften, unwirksamen und teuren Medizin, die Menschen, die immer noch altern, vorübergehend in einem sehr kostspieligen Hochrisikostatus am Leben hält, in dem sie keinen Beitrag zur Wirtschaft leisten können. Die Kosten für die Pflege von Menschen mit Alzheimer, Parkinson und anderen Alterskrankheiten sind so hoch, dass Versicherungsgesellschaften mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Verjüngungstherapien einsetzen werden, weil es für sie billiger ist, zu verhindern, dass Menschen diese Krankheiten entwickeln, als für die Pflege bereits erkrankter Menschen zu zahlen. Und wenn die privaten Versicherungen es nicht tun, werden es die Regierungen mit Sicherheit tun, weil sie dadurch nicht nur im Gesundheitswesen sparen, sondern auch die Sozialversicherung und ähnliche staatliche Altersversorgungssysteme überflüssig machen, die Häufigkeit von Verkehrsunfällen verringern, produktive Arbeitskräfte in ihren Volkswirtschaften halten und so weiter und so fort – und weil ihre Wähler es bedingungslos verlangen werden.

Film: „Der Tod steht ihr gut“ (Originaltitel: Death Becomes Her)

Handlung: Diese 1992 erschienene US-amerikanische schwarze Komödie handelt von zwei Frauen, die von einer Zauberin einen Trank verabreicht bekommen, der ihnen ewige Jugend garantieren soll. Unglücklicherweise macht er allerdings auch unsterblich, was dazu führt, dass die beiden Frauen trotz schwerster Verletzungen und Verunstaltungen ihres Körpers weiterleben und nicht sterben können.

Widerlegung: Wie bereits im ersten in diesem Artikel angeführten Beispiel wird auch hier schnell klar, dass dieses Szenario in der Realität unmöglich ist. Trotz schwerster Zerstörungen weiterhin am Leben zu sein, ist physikalisch, chemisch und biologisch unmöglich, da für Leben unzählige Körperfunktionen von Nöten sind, die bei einer Zerstörung des Körpers nicht mehr erfüllt werden können. Die Abschaffung des Alterns ist zwar durchaus mit dem Teil der „ewigen Jugend“ vergleichbar, allerdings – wie bereits mehrfach erwähnt – nicht mit Unsterblichkeit im Sinne von Sterbeunfähigkeit gleichzusetzen.

Andere:

Tatsächlich treffen auf die meisten anderen Bücher und Filme, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen, entweder die bisher in diesem Abschnitt angemerkten Punkte oder unsere Antworten zu den Fragen „Werden wir dadurch unsterblich?“, „Was ist mit Überbevölkerung?“ und „Werden sich das nicht nur Reiche und Mächtige leisten können?“ zu. Beim Film „Elysium“ ist es hauptsächlich der letztgenannte Punkt, bei der Serie „Altered Carbon“ ebenfalls, bei „Flucht ins 23. Jahrhundert“ die Antwort zum Einwand Überbevölkerung sowie die Widerlegung zum Film „In Time – Deine Zeit läuft ab“, bei „Highlander – Es kann nur einen geben“ die Antwort zur Frage der Unsterblichkeit sowie die Widerlegung zu „Alle Menschen sind sterblich“, und bei „Blade Runner“ wieder die Antwort zur Überbevölkerungsfrage sowie eine offensichtliche Vermischung des Themas der Alterungslosigkeit mit anderen Science-Fiction-Themen (verstärkte physische Kräfte und Intelligenz), die damit in keinem Zusammenhang stehen.

Fazit

Wie man es auch dreht und wendet, es ist klar, dass die weit verbreitete grundsätzliche Abneigung gegenüber Therapien zur Altersbekämpfung und gesunden Lebensverlängerung auf einem Geflecht aus instinktiven Annahmen und falschen Prämissen beruht. Unser Ziel ist es, mit den wichtigsten Missverständnissen und Vorurteilen aufzuräumen. Wir hoffen, dass ihr nach dem Lesen dieses Artikels nun ein vollständigeres Bild des Themas habt, euch auf dieser Grundlage eine fundiertere Meinung bilden könnt und je nach dieser Meinung auch mögliche Maßnahmen ergreift!

Anmerkungen:

3: Siehe beispielsweise das 1894 gebaute Auto „Benz Victoria Nr. 99“, das in Deutschland als Straßenfahrzeug zugelassen ist:

https://www.spiegel.de/auto/fahrkultur/benz-victoria-von-1894-das-wohl- aelteste-originale-auto-der-welt-a-1282265.html

4: Siehe hierzu auch den ins Thema einführenden TED-Talk „A roadmap to end aging“ von 2005. Der „Ingenieursansatz“, also das Reparieren der Schäden, wird im Buch „Niemals alt! So lässt sich das Altern umkehren. Fortschritte der Verjüngungsforschung“ (ISBN 978-3-8376-1336-0) von dem Biogerontologen Aubrey de Grey und seinem ehemaligen Forschungsassistenten Michael Rae noch genauer erklärt.

65: Der schwedische Philosoph Nick Bostrom hat im Jahr 2005 die philosophische Parabel „The Fable of the Dragon-Tyrant“ (auf Deutsch „Das Märchen vom tyrannischen Drachen“) veröffentlicht, in dem er das Altern mit einem scheinbar unbesiegbaren Drachen vergleicht, der tagtäglich unzählige Menschen verschlingt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_M%C3%A4rchen_vom_tyrannischen_Drachen

Die deutsche Übersetzung der Parabel findet sich unter anderem hier:

https://www.nickbostrom.com/fable/drachen-marchen.html

Der YouTuber CGP Grey hat die Geschichte 2018 in einem Video vorgetragen und illustriert:

https://www.youtube.com/watch?v=cZYNADOHhVY

72: Nützliche Links zur Diskussion des Einwandes „Überbevölkerung“ sind:

https://www.lifespan.io/news/overpopulation/

https://web.archive.org/web/20170722215505/https://rejuvenaction.wordpress.com/answers-to-objections/objections-to-rejuvenation/rejuvenation-would-cause-overpopulation/

https://www.lifespan.io/news/lifextenshow-overpopulation-101/

https://web.archive.org/web/20060523223845/http://ieet.org/index.php/IEET/more/life_extension_and_overpopulation/

79: Hilfreiche Links bezüglich der Sorge „Ressourcenknappheit“ sind:

https://www.lifespan.io/news/lack-of-resources/

https://www.fightaging.org/archives/2006/09/overpopulation/

https://www.nextbigfuture.com/2021/04/how-the-world-defeats-aging-by-2035-aubrey-de-grey-interview.html

Begriffe:

7: https://de.wikipedia.org/wiki/Longevity_escape_velocity

13: https://de.wikipedia.org/wiki/Sarkopenie

14: https://de.wikipedia.org/wiki/Gebrechlichkeit

19: https://de.wikipedia.org/wiki/Pluripotenz

25: https://de.wikipedia.org/wiki/Zellseneszenz

26: https://de.wikipedia.org/wiki/Lipofuszin

27: https://de.wikipedia.org/wiki/Beta-Amyloid

28: https://de.wikipedia.org/wiki/Transthyretin

29: https://en.wikipedia.org/wiki/Cross-link#In_biology

30: https://de.wikipedia.org/wiki/Endozytose

31: https://de.wikipedia.org/wiki/Senolytika

32: https://en.wikipedia.org/wiki/Suicide_gene

33: https://en.wikipedia.org/wiki/Allotopic_expression

34: https://de.wikipedia.org/wiki/Hydrolasen

35: https://de.wikipedia.org/wiki/Telomer

38: https://de.wikipedia.org/wiki/Synapse

39: https://de.wikipedia.org/wiki/Senile_Plaques

40: https://en.wikipedia.org/wiki/Neurofibrillary_tangle

41: https://de.wikipedia.org/wiki/Gliazelle

42: https://de.wikipedia.org/wiki/Nervenzelle

43: https://de.wikipedia.org/wiki/Organell

44: https://de.wikipedia.org/wiki/Mitochondrium

45: https://de.wikipedia.org/wiki/Schiff_des_Theseus

48: https://de.wikipedia.org/wiki/Selektion_(Evolution)

64: https://en.wikipedia.org/wiki/Pro-aging_trance

67: https://de.wikipedia.org/wiki/Stockholm-Syndrom

120: https://de.wikipedia.org/wiki/Medicare

132: https://de.wikipedia.org/wiki/Hedonistische_Tretm%C3%BChle

136: https://de.wikipedia.org/wiki/Medicaid

Wissenschaftliche Referenzen:

1: Zealley B, de Grey ADNJ. Strategies for engineered negligible senescence. Gerontology 2013, 59(2): 183-9. doi: 10.1159/000342197. Epub 2012 Oct 1. PMID: 23037635.

2: de Grey ADNJ. A strategy for postponing aging indefinitely. Stud Health Technol Inform 2005, 118: 209-19. PMID: 16301780.

5: de Grey ADNJ. Combating the Tithonus error: what works? Rejuvenation Res 2008 Aug, 11(4): 713-5. doi: 10.1089/rej.2008.0775. PMID: 18729803.

8: de Grey ADNJ. Escape Velocity: Why the Prospect of Extreme Human Life Extension Matters Now. PLoS Biol 2004; 2(6): e187. doi: 10.1371/journal.pbio.0020187.

9: Aubrey de Grey mit Michael Rae: Niemals alt! So lässt sich das Altern umkehren. Fortschritte der Verjüngungsforschung. Transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1336-0.

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Andere empfehlenswerte Q&As:

https://verjuengungsforschung.de/sorgen-und-einwaende

https://www.ewigjung.net/philosophie/lust-auf-langes-leben

https://www.lifespan.io/aging-concerns/

https://agingbiotech.info/objections/

Erklärungsvideos:

Von der Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung (damals Partei für Gesundheitsforschung) über ihr Konzept und die moralischen und wirtschaftlichen Beweggründe für die Altersbekämpfung:

Von Logical Lemon über den Reparaturansatz und LEV (Fluchtgeschwindigkeit):

Von Kurzgesagt über die Frage, inwieweit ein Sieg über das Altern wünschenswert ist:

Ein Video vom gleichen Kanal über derzeit verfolgte wissenschaftliche Ansätze, um bestimmte Alterungsprozesse zu bekämpfen:

Von CGP Grey über die derzeit vorherrschende Akzeptanz des altersbedingten Todes:

Seine Animation des „Märchens vom tyrannischen Drachen“:

Von Life Noggin über die Entwicklung wirksamer Medizin gegen das Altern und die geläufigsten Einwände:

Ebenfalls von Life Noggin über Strategien gegen seneszente Zellen und den Reparaturansatz:

Andere Videos:

TEDx-Talk von Aubrey de Grey in München 2017:

One-on-One-Interview mit de Grey auf dem St. Gallen Symposium 2014:

Von dem YouTuber Red River aus dem Jahr 2018:

Von dem YouTuber Sammers im Jahr 2022:

Dokumentationen:

Forever Young – Wie können wir das Altern stoppen? (ZDF)

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-forever-young-100.html

Für immer jung: Machen Forscher einen Menschheitstraum wahr? (Die Story im Ersten, WDR)

Kurz vor ewig: Wie wir den Code des Alterns knacken (DW Doku)

Welt von Morgen – Ewig Jung (ZDF Info)

When Living 200 Years Becomes Normal – the End of Ageing (Only Human)

Do you want to live forever? (Christopher Sykes und Michael Ogden, Windfall Films, London, 2006)

The Immortalists (Jason Sussberg und David Alvarado)

https://archive.org/details/The.Immortalists

Endlich unendlich (Stephan Bergmann)

https://vimeo.com/ondemand/endlichunendlich

Derzeit noch nicht online verfügbar:

Lebenslänglich jung: der Kampf gegen das Altern (NZZ Format Spezial)

How to live forever (Mark Wexler, Robert DeMaio)

Bücher:

Aubrey de Grey, Michael Rae: Niemals alt! So lässt sich das Altern umkehren. Fortschritte der Verjüngungsforschung (Originaltitel: Ending Aging: The Rejuvenation Breakthroughs that Could Reverse Human Aging in our Lifetime)

José Cordeiro, David Wood: Der Sieg über den Tod: Die wissenschaftliche Möglichkeit, ewig zu leben, und ihre moralische Rechtfertigung (Originaltitel: La muerte de la muerte: La posibilidad científica de la inmortalidad física y su defensa moral)

David Sinclair, Matthew LaPlante: Das Ende des Alterns: Die revolutionäre Medizin von morgen (Originaltitel: Lifespan: Why We Age – and Why We Don’t Have To)

Andrew Steele: Ageless: The New Science of Getting Older Without Getting Old

Markus Hengstschläger: Endlich Unendlich: Und wie alt wollen Sie werden?

Dominik Duscher, Nina Ruge: Altern wird heilbar: Jung bleiben mit der Kraft der drei Zellkompetenzen

Ray Kurzweil, Terry Grossman: Fantastic Voyage: Live Long Enough to Live Forever

Ray Kurzweil, Terry Grossman: Transcend: Nine Steps to Living Well Forever

Blogs:

https://ageless.blog/

https://www.fightaging.org/

Essays/Artikel:

The Opposite of Death Is Youth (Tom Hyde)

https://tomhyde.substack.com/p/the-opposite-of-death-is-youth?utm_medium=ios

Defeating the Death Drive

https://bioviva-science.medium.com/defeating-the-death-drive-9cc51aceefcf

Becoming an ageless society (Maximilian Schulz)

https://ageless.blog/becoming-an-ageless-society-8141f44e91cd

Old People Are People Too: Why It Is Our Duty to Fight Aging to the Death (Aubrey de Grey)

https://www.cato-unbound.org/2007/12/03/aubrey-de-grey/old-people-are-people-too-why-it-our-duty-fight-aging-death/

The Life Extensionist’s Guide to Cognitive Biases (Nicola Bagalà)

https://www.lifespan.io/news/the-life-extensionists-guide-to-cognitive-biases/

Zitate/Gedichte:

Don’t Lie Down

You say you’re glad one day you’ll die
though not tomorrow or today.
I say that’s just a clever lie
you tell yourself so you can play.

For should you ever come to know
that soon might be your time to go.
You will work hard for a new lease
not just lay down to rest in peace.

And though you think it only fair
you leave your place to someone new
how would you feel to learn they knew
a way to stay, but would not share?

– Sean Hastings (Mai 2002)

„The relationship between humanity and aging should better fit a war story, not a tale of slavery and acceptance.“

– Reason (bekannter Anti-Aging-Aktivist)

„It’s not a question of living to 1,000 or living to 200 even. I mean, I don’t even know whether I want to live to 100. But I do know that I’d like to make that choice when I’m 99, rather than having those choices gradually taken away from me by my declining health.“

– Aubrey de Grey

„We are humanitarians first and foremost.“

– Aubrey de Grey

„The right to choose to live or to die is the most fundamental right there is; conversely, the duty to give others that opportunity to the best of our ability is the most fundamental duty there is.“

– Aubrey de Grey

„There’s no such thing as ageing gracefully. I don’t meet people who want to get Alzheimer’s disease, or who want to get cancer or arthritis or any of the other things that afflict the elderly. Ageing is bad for you, and we better just actually accept that.“

– Aubrey de Grey

„We can change our lives for the better, and always have. We used to think pain during surgery and dying during childbirth were inevitable. We no longer accept that, and we shouldn’t just accept aging.“

– David Sinclair

„Getting older is a struggle. I always feel that just under the surface of acceptance and enjoyment of the aging process is a terrible hysteria just waiting to burst out.“

– Michael Sheen

„There is no possible time in your life at which you want to be unwell.“

– Martin O’Dea

„I don’t want to achieve immortality through my work; I want to achieve immortality through not dying. I don’t want to live on in the hearts of my countrymen; I want to live on in my apartment.“

– Woody Allen

„We typically wait until people are sick before trying to cure their disease or alleviate their symptoms, rather than actively supporting health and wellbeing in the absence of disease.“

– Matt Kaeberlein

„Fundamentally, an aging drug is an all-cause mortality and morbidity drug. Think — statins, but instead of just for heart, for also neurodegenerative disorders, joint pain, and other aging maladies. This is not controversial.“

– Celine Halioua

„Hundreds of years from now, we’re going to look back and be shocked about this horrible world that we all used to live in – where people used to get old and die.“

– Bill Andrews

„Eternity! Eternity! That is the supreme desire. Nothing is real that is not eternal!“

– Miguel de Unamuno

„Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light.“

– Dylan Thomas

„Death is terrible. Every death is a tragedy. I would be unreservedly happy if there was less of it. I don’t want to die, and nor do I want any of my family, friends, or indeed anyone else to have to do so any sooner than is absolutely necessary. I’m shocked by how controversial an opinion this sometimes seems to be. When someone dies, their personality, relationships, knowledge and wisdom all die with them. It is a tragic loss for the family, friends and community they leave behind. We do need to acknowledge and accept the phenomenon of death, but it’s not necessary to twist logic and emotion and pretend it’s a good thing. People rarely seem to make this argument in the context of war, car accidents, cancer treatment, or even any individual death („I’m so glad she died – it really gave her life meaning“); but lots of people seem to defend death when discussing ageing.“

– Andrew Steele

„It is one of the most remarkable things that in all of the biological sciences there is no clue as to the necessity of death. If you say we want to make perpetual motion, we have discovered enough laws as we studied physics to see that it is either absolutely impossible or else the laws are wrong. But there is nothing in biology yet found that indicates the inevitability of death. This suggests to me that it is not at all inevitable, and that it is only a matter of time before the biologists discover what it is that is causing us the trouble and that that terrible universal disease or temporariness of the human’s body will be cured.“

– Richard Feynman

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